Kritik an Corona-Regeln in Kitas

Unter dem Motto „Es reicht!“ haben gestern mehr als 100 Kita-Beschäftige in Mainz demonstriert. Ihr Kritikpunkt: Die Corona-Regeln. Während die in Schulen nämlich klar festgelegt sind, ist es in Kitas jedem Träger freigestellt, ob und wie oft getestet wird. Und seit Montag wurden dazu noch die Quarantänebestimmungen gelockert. Nicht nur den Erziehern, auch vielen Eltern gehen die aktuellen Regelungen nicht weit genug.

Wenn Moni Stichling aus Heidesheim ihre beiden Söhne Hannes und Theo morgens an der Kita abgibt, dann hat sie in diesen Tagen dabei gemischte Gefühle.
Moni Stichling: „Natürlich möchte ich, dass die Kinder altersgerecht spielen können, dass sie sich normal sozial entwickeln und dass sie eben die Chance bekommen, in die Kita zu gehen. Andererseits ist es natürlich schon so, dass in der Kita keine Tests gelten. Es gibt keine Maskenpflicht. Die Kinder können keinen Abstand halten und ich hab‘ das Gefühl, dass die Politik einfach auf die Durchseuchung der Kinder setzt und das finde ich nicht gut.“
Seit dieser Woche gilt in rheinland-pfälzischen Kitas: Nach einem Corona-
Fall muss die gesamte Gruppe in Quarantäne, außer dem infizierten Kind können aber alle schon am nächsten Tag in die Kita zurück, wenn sie einen negativen Schnelltest vorweisen. An Schulen hingegen müssen sich die Kontaktpersonen eines infizierten Schülers an fünf aufeinanderfolgenden Tagen testen, also deutlich häufiger. Vielen Eltern und Erziehern ist die Kita-Regelung zu lasch. Auf einer Demo gestern Abend am Mainzer Landtag macht der Kita-Fachkräfteverband seinem Ärger Luft.
Kristin Starck-Fürsicht, stellvertretende Vorsitzende Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz
„Wir wollen endlich analog zu den Schulen laufen. In den Schulen ist es auch der Fall, dass da adäquat getestet wird und dass es die Möglichkeit vor allen Dingen gibt. Wir haben ganz, ganz viele Kindergärten in Rheinland-Pfalz, die haben noch nicht mal die Möglichkeit, dass getestet wird, weil’s dort keine Testleute gibt, die kommen. Oder wo es einfach nicht machbar ist, weil man keine Plätze mehr gekriegt hat. Also wir selber haben auf zehn Wartelisten gestanden, bis wir die Möglichkeit hatten, dass wir jetzt wieder jemand gefunden haben, der regelmäßig bei uns in der Einrichtung freiwillig testet.“
An vielen Kitas werde jedoch gar nicht getestet, sagt der Verband. Die Fraktionen von CDU und Freie Wähler im Landtag unterstützen das Anliegen der Erzieherinnen. Die Landesregierung plant nicht, den aktuellen Kurs zu ändern.
Bettina Brück, SPD, Staatssekretärin Bildungsministerium Rheinland-Pfalz
„Wir halten eine Testpflicht in der Kita nicht für angemessen. Die Kinder haben andere Bedürfnisse und insofern ist dieses freiwillige Angebot. Auch die Eltern sehen das in dem überwiegendem Maße so. Wir müssen ja auch verschiedene Interessen in Einklang bringen. Die Interessen der Kinder, die Interessen der Eltern, die Interessen der Beschäftigten selbstverständlich. Und insofern ist das eine Abwägungssache.“
Dass es Eltern und Erzieher gibt, die es durchaus anders sehen, machten die Demonstranten gestern mit Hunderten Briefen an das Bildungsministerium deutlich. Und auch Moni Stichling hofft, dass die Landesregierung ihre Teststrategie noch einmal überdenkt, damit sie ihre Kinder künftig mit einem besseren Gefühl in die Kita schicken kann.