Kritik am Kita-Zukunftsgesetz

Mit dem neuen Kita-Gesetz, sollte an den Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz vieles besser werden. Sieben-Stunden-Betreuung, Mittagessen oder mehr Geld für Kitas in Brennpunktvierteln. Alles Maßnahmen, um den Alltag von Erziehern, Kindern und Eltern zu erleichtern. Doch knapp ein halbes Jahr nachdem das Gesetz vollständig in Kraft getreten ist, zieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein ernüchterndes Zwischenfazit. Sie bezeichnet das Kita-Zukunfts-Gesetz als gescheitert.

Kita-Alltag im Haus der Entdecker. Das heißt: Vorlesen, kuscheln und toben was das Zeug hält. Leiterin Kristin Starck-Fürsicht hat alle Hände voll zu tun. Bei unserem letzten Besuch im rheinhessischen Zornheim vor einem halben Jahr befürchtete sie schon, dass das neue Kita-Zukunfts-Gesetz keine Chance sondern eher ein Schlag für die Kitas sein wird. Dies scheint sich nun zu bestätigen.
Kristin Starck-Fürsicht, Leiterin Haus der Entdecker
„Es ist eine Katastrophe. Wir haben eine Stelle mehr bekommen ich habe aber 19 Kinder mehr in der Einrichtung, die gewickelt werden wollen, die schlafen gehen, die Essen kommen. Das schafft eine Kraft nicht. Also, wir waren vorher schon massiv unterbesetzt und haben gesagt: Liebe Basis da oben oder liebe Politik, wir brauchen definitiv eine Verbesserung, wir brauchen mehr Personal.“
Und das gibt es nicht. In fast allen Kitas fehlt Fachpersonal. Das Haus der Entdecker hat eine Stelle dazu bekommen und konnte diese nach sechs Monaten endlich auch besetzten. Doch das ist eher die Ausnahme. In anderen Kitas bleiben die Stellen unbesetzt oder sie fallen ganz weg. Auch mit einem Erzieher mehr, fühlt sich Kristin Starck-Fürsicht immer noch überlastet.
Kristin Starck-Fürsicht, Leiterin Haus der Entdecker
„Aber das ist ja nicht das, was wir alle mal gelernt haben oder warum wir diesen Beruf machen wollten. Sondern wir haben ja immer noch alle die Vorstellung gehabt, dass wir in den Bildungsbereich gehen. Das wir die nächste Generation Mensch vielleicht mitprägen können. Oder wenigstens sehen, wie sie heranwachsen. Heute gucke ich einfach nur noch, dass alle irgendwie lebend oder unverletzt aus der Einrichtung rauskommen. Und das macht echt müde.“
Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist das kein Einzelfall. Durch zu wenig und überlastetes Personal sei eine gute Betreuung in den Kitas in Rheinland-Pfalz nicht mehr gewährleistet. Einige Erzieher möchten daher den Beruf wechseln, was den Fachkräftemangel weiter verstärken würde.
Kathrin Gröning, stellvertretende Vorsitzende GEW Rheinland-Pfalz
„Wir müssen dem jetzt begegnen. Das heißt, wir brauchen jetzt, die Situation, dass sich die Leute vorstellen können in dem Beruf zu bleiben, damit diese fatale Schleife des sich verstärkenden Personalmangels erst einmal gestoppt ist. Und natürlich ist auch perspektivisch der Beruf attraktiver zu gestalten.“
Bildungsministerin Stefanie Hubig weist heute darauf hin, dass das Kita-Zukunfts-Gesetz noch Zeit brauche, um sich zu entfalten. Das Recht auf Sieben-Stunden-Betreuung zum Beispiel muss erst bis 2028 umgesetzt werden. Zudem gäbe es schon mehr Personal.
Stefanie Hubig, SPD, Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Wir haben zusätzlich rund 1.400 neue Stellen in den Kitas in Rheinland-Pfalz, dazu kommen noch mehr aus dem Sozialraumbudget. Das heißt: Es gibt mehr Personal. Wir haben deshalb auch unsere Ausbildungskapazitäten in den letzten Jahren schon verdoppelt, in den letzten zehn Jahren. Wir werden das auch weiterhin tun. Wir werden eine Ausbildungsoffensive nochmal starten, damit diese Stellen auch entsprechend mit Personal natürlich besetzt werden können.“
Für Kristin Starck-Fürsicht sind die neuen Stellen jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie fordert noch mehr qualifiziertes Personal, um die Kinder gut zu versorgen. Sodass der Alltag im Haus der Entdecker für alle wieder Spaß macht.