Kreis will Helferwerkstätten im Ahrtal schließen

Seit Sommer letzten Jahres sind im Ahrtal viele freiwillige Helfer vor Ort, die die Menschen, die von der Hochwasserkatastrophe betroffen waren, beim Wiederaufbau unterstützen. Im Laufe der Zeit hat sich so ein Helfer-Netzwerk gebildet. Doch damit soll bis Ende Juli Schluss sein. Der Kreistag im Landkreis Ahrweiler hat beschlossen, dass das Helferzentrum und auch das Spendenverteilzentrum zurückgebaut werden sollen.

Seit dem 1. Juni sollen hier – wenn es nach der Kreisverwaltung ginge – keine Sachspenden mehr angenommen werden. Für die Betreiber des Baustoffzeltes in Grafschaft-Ringen ist das unbegreiflich. Deshalb nehmen Sie auch weiterhin jede Spende entgegen.
Wilhelm Hartmann, Organisator im Helferzentrum
„Die Veröffentlichung des Beschlusses von der Kreisverwaltung war natürlich sehr irritierend für viele Spender. Da muss ich sagen: Das, was wir hier jetzt sehen, das reicht uns für eine Woche. Das haben wir in einer Woche verschenkt. Und es werden nach wie vor Spenden gebraucht. Man braucht sich nur die Häuser von innen anzusehen und dann sieht man, wie viele Baustoffe hier noch im Ahrtal benötigt werden.“
Laut Kreisverwaltung stehen die laufenden Kosten der Spendenverteilzentren aber nicht mehr im Verhältnis zu deren Nutzen. Der Unterhalt der Einrichtungen lief bisher über die Soforthilfeleistungen. Diese Mittel sind mittlerweile aufgebraucht. Auch die für Helfer kostenlose Übernachtungsmöglichkeit „Wilhelmshafen“ soll bis Ende Juli geschlossen werden. Trotzdem wollen die Betreiber ihre Zelte nicht abbauen. Denn freiwillige Hilfe wird weiterhin benötigt.
Wilhelm Hartmann, Organisator im Helferzentrum
„Es sind teilweise Kleinigkeiten, es sind teilweise eben aber auch Sachen, die keine Fachkräfte erfüllen müssen. Also von daher können eben auch unqualifizierte Helfer nach wie vor hier sinnvolles erbringen.“
Viele Betten der Unterkunft sind schon bis Ende des Jahres belegt. Ein Rückgang der Buchungen ist nicht in Sicht, denn im Flutgebiet gibt es noch jede Menge zu tun. Manche Häuser sind nach wie vor Ruinen. Die Opfer der Flut sind über die Schließung der Hilfseinrichtungen verärgert.
Doris Schütz, Betroffene
„Ich habe den Eindruck, dass die Kreisverwaltung irgendwie am wahren Leben vorbeigeht. Also, wenn Sie sich hier die Häuser mal angucken teilweise, dann sind die Leute wirklich dankbar, wenn dann jemand von den freiwilligen Helfern kommt und sagt: ‚Hören Sie mal, kann ich ihnen schon mal den Garten machen oder kann ich dies oder jenes?‘.“
Auch bei Heinz Hoffmann hat sich seit der Flut noch nicht viel getan. Sein Haus ist immer noch unbewohnbar. Der Rollstuhlfahrer wartet bisher vergeblich auf finanzielle Unterstützung des Landes. Geld, um Handwerker zu bezahlen, hat er nicht. Die freiwilligen Helfer haben ihm einen Wohnwagen zur Verfügung gestellt und organisieren den Wiederaufbau seines Hauses. Die Pläne der Kreisverwaltung sind für ihn unverständlich.
Heinz Hoffmann, Betroffenee
„Die tun immer so, als ob hier alles in Ordnung wäre. Wir sollen hier normale Zustände haben. Aber gucken Sie sich doch mal um. Wie soll man hier normale Zustände kriegen? Die meinen immer alle, hier könnte jeder kochen, jeder essen oder sonst was bezahlen. Das kann nicht jeder. Es gibt halt Leute die darauf angewiesen sind.“
Auch Maria Sahr ist auf die Helfer angewiesen. Ihr Haus steht noch ganz am Anfang der Sanierungsarbeiten. Wegen einer Krankheit konnte sie sich bisher nicht um Handwerker kümmern. Freiwillige Helfer haben jetzt mit ersten Arbeiten begonnen.
Maria Sahr, Betroffene
„Wenn ich keine Helfer hätte, ich wüsste nicht, wie ich das alles schaffen soll. Man müsste die Bürger miteinbeziehen und fragen. Es sind so viele Menschen noch auf Unterstützung und Essen und alles angewiesen. Dass das immer mehr zurückgebaut wird, ist verkehrt.“
Von der Kreisverwaltung Ahrweiler wollte sich niemand zu den Schließungen des Helferzentrums und der Spendenverteilzentren vor unserer Kamera äußern. Die Betreiber der Einrichtungen setzen jetzt auf finanzielle Unterstützung von anderen Hilfsorganisationen. Denn aus ihrer Sicht ist das Helfernetzwerk noch immer von großem Nutzen. Die Opfer der Flutkatastrophe brauchen auch fast ein Jahr danach immer noch viel Hilfe und Unterstützung.