Kreative Ideen für Wetzlars Altstadt

Gestern haben wir über das stabile Weihnachtsgeschäft berichtet und dass die Fußgängerzonen langsam wieder voller werden. Und das ist dringend notwendig, denn seit Jahren haben die Innenstädte zu kämpfen. Mehr und mehr Geschäfte schließen, die einst florierenden Zentren drohen auszusterben. Diesem Trend will die Stadt Wetzlar entgegentreten und hat, gemeinsam mit den Bürgern, einen langfristig angelegten Plan entwickelt – so soll die Innenstadt wieder attraktiver werden.

Sie gilt als einer der schönsten Stadtkerne Hessens: die Altstadt in Wetzlar. Im Mittelalter entstanden, erinnern alte Fachwerkhäuser, verwinkelte Gassen und historische Bauwerke an die Jahrhunderte alte Geschichte. Ein Ort, der zum Verweilen einlädt, sollte man meinen. Allerdings stehen auch hier viele Läden leer. Der Online-Handel boomt, die Menschen wollen oder können nicht mehr so viel Geld ausgeben und bleiben der Innenstadt fern. Genau hier setzt der „Rahmenplan Altstadt“ an.
Manfred Wagner (SPD), Oberbürgermeister Wetzlar
„Wir wollen dort Wohnen ermöglichen, wir wollen weiterhin Gastronomie ermöglichen, wir wollen Handel ermöglichen, wir wollen dafür gute Rahmenbedingungen schaffen. Wir wollen Stadtfeste dort feiern und den öffentlichen Raum auch entsprechend nutzbar machen für Kultur, für Sport für Begegnung. Das ist das große Ziel, damit die Altstadt auch weiterhin angenommen wird.“
Um diesen Plan umzusetzen, hat die Stadt ortsansässige Betriebe, Vertreter aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und die Bürger eingebunden. Die konnten auf verschiedenste Weisen ihre Ideen und Wünsche für die Neugestaltung der Altstadt einbringen.
Gundi Wittmann-Dette
„Eigentlich dürfte sie nicht noch leerer werden, als sie schon ist. Diese kleinen Geschäfte müssen unbedingt erhalten bleiben.“
Peter Schal
„Dass man in der Stadt besser wieder mit dem Fahrrad fahren kann. Also ich traue mich im Moment hier in der Stadt nicht mit dem Fahrrad zu fahren, wir haben keine regelrechten Fahrradwege.“
Thomas Künzer
„Hier gibt es einfach noch zu viel Verkehr und es müsste autoärmer gestaltet werden. Und man müsste auch noch stärker Clubs für junge Leute unterstützen.“
Viele Anregungen, die sich im fast 300 Seiten umfassenden Rahmenplan wiederfinden.
Manfred Wagner (SPD), Oberbürgermeister Wetzlar
„Darüber hinaus die Frage noch weitere Bereiche unserer Stadt autofrei zu machen – der Schillerplatz, als ein Beispiel, ist immer einer, den wir diskutieren, der eine hohe Aufenthaltsqualität durch die Gastronomiebetriebe dort hat, noch ein bisschen gestört wird durch das eine oder andere Auto.“
Parken und auch durchfahren könnten hier, zumindest für Nicht-Anlieger, bald verboten sein. Ein Plan, der den örtlichen Einzelhandel gefährdet, warnt die Industrie- und Handelskammer.
Claudia Wagner, IHK Lahn-Dill
„Autofreie Innenstadt, sowas funktioniert nicht. Wir sind ja eher im ländlich geprägten Raum, das heißt, es kommen ganz viele von außen in die Stadt Wetzlar. Die ist Oberzentrum, darauf sind wir angewiesen. Und wir müssen erreichbar bleiben für die Besucherinnen und Besucher.“
Das eine Parkhaus, das an dieser Stelle, nahe des Doms, entstehen soll, werde dafür nicht reichen. Man wolle aber im Austausch bleiben, um eine möglichst gute Lösung für alle zu finden.
Bis spätestens 2040 will die Stadt die Umgestaltung abgeschlossen haben. Wie hoch die Gesamtkosten sein werden, lasse sich derzeit nicht abschätzen, so der Oberbürgermeister.
Manfred Wagner (SPD), Oberbürgermeister Wetzlar
„Zunächst gilt natürlich, dass wir in den kommunalen Haushalten in den nächsten Jahren auch die entsprechenden Mittel dafür bereitstellen wollen. Das wird abschnittweise entstehen können. Und ferner versuchen wir natürlich mit diesem Rahmenplan auch in ein Städtebauförderungsprogramm zu kommen.“
Nach und nach soll die Wetzlarer Altstadt dann zu dem Ort werden, den sich die Bürger und auch die ortsansässigen Betriebe immer gewünscht haben.