Korbach probt für das Christkindwiegen

Weihnachten ist ja ein Fest mit vielen Traditionen. In Korbach gibt es den Brauch des „Christkindchenwiegens“. Immer an Heiligabend warten die Korbacher am Turm der Kilianskirche darauf, dass die Lichter dem Christkind den Weg weisen.

Mann betritt Kirche und grüßt Kollegen: „Frohe Weihnachten, Frohe Weihnachten, Hallo frohe Weihnachten….“
Nein, heute ist noch nicht Weihnachten. Aber: Die Vereinigung der Weihnachtsfreunde aus Korbach trifft sich zur Generalprobe für das Christkindwiegen, das an Heiligabend auf dem Kirchturm stattfinden wird. Und da soll alles so sein, wie am 24. Dezember.
Für diese Tradition braucht es vor allem: starke Beine und eine kräftige Lunge. Denn erst mal geht es 90 Meter den Turm der Kilian-Kirche hoch. Dann gibt es eine Gesangsprobe.
Probe: „Dies ist der Tag den Gott gemacht, sein wird in aller Welt gedacht.“
Den Korbacher Brauch gibt es seit 1534. Damals wütete eine Seuche – vermutlich die Pest – in der Stadt, die Kirche war voller Kranker, eine christliche Weihnachtsfeier unmöglich.
Stephan Rückert, Dirigent
„Und um der gläubigen Bevölkerung eine Alternative zu bieten, sind Jungs und Männer auf die Kirche gegangen und die Legende besagt, dass nach diesem besagten Abend die Stadt nur Genesene gesehen hat.“
Und deshalb haben die Korbacher die Tradition am Leben gehalten. Auch letztes Jahr gab es das Christkindwiegen, auch wenn eine andere Seuche Einschränkungen mit sich brachte.
Thomas Kuhnhenn, Sprecher „Weihnachtsfreunde
„Da haben wir natürlich alle Möglichkeiten überlegt mit dem Gesundheitsamt, mit der Kirche. Jeder hat seine Ideen eingebracht und hinterher konnten wir dann mit drei Weihnachtsfreunden hier oben und ungefähr 60 Weihnachtsfreunden das Christkindwiegen auch feiern.“
Dieses Jahr sollen es wieder deutlich mehr Teilnehmer sein. Wie bei der Probe, werden die Weihnachtsfreunde dann singen, ihre Laternen schwenken und das in jeder Himmelsrichtung wiederholen. Die wiegenden Laternen sollen das Christkind symbolisieren.
Probe
Die Anwohner sind von der Gesangsprobe begeistert, auch wenn sie manchen irritiert.
Maya Spranger-Worobiow
„Fand ich wunderschön, wir waren bei einer Freundin zu Besuch und haben es dann gehört und sind ans Fenster und es ist jedes Jahr wunderschön an Heiligabend und eben haben wir uns gewundert, dass es heute schon ist.“
Annegret Müller
„Ich kenne diesen Brauch. Meine Schwiegereltern sind jedes Jahr zu Heiligabend hier zusammengekommen mit der Familie und haben das immer genossen.“
Siebo Siuts
„Es gibt ja da diese Verbindung, damals war die Pest im 16. Jahrhundert, jetzt die Corona-Epidemie und von damals bis heute brauchen wir immer wieder das Licht der Hoffnung.“
Vielleicht sorgt ja das Christkindwiegen in diesem Jahr dafür, dass ein Weihnachtswunder geschieht und die Corona-Pandemie zu Ende geht – und die Tradition wieder so aussieht.