Konferenz zu Antisemitismus
Seit dem 7. Oktober des vergangenen Jahres ist die Welt für Juden nicht mehr dieselbe wie vorher. Das blutige Massaker der Terrororganisation Hamas mit mehr als 1.200 Toten und die militärische Antwort Israels im Gazastreifen und jüngst auch im Libanon haben dazu geführt, dass Juden auch bei uns in Deutschland wieder verstärkt angefeindet werden. Doch was kann man gegen den zunehmenden Antisemitismus tun? Das war eine der zentralen Fragen bei einer hochkarätig besetzten Diskussionsveranstaltung heute in Frankfurt.
In wenigen Tagen jährt sich das Massaker vom 7. Oktober zum ersten Mal – seitdem ist viel passiert. Der Krieg im Gaza-Streifen, der Angriff Israels auf Raketenstellungen der Hisbollah im Libanon – die Situation im Nahen Osten droht immer weiter zu eskalieren. Mit spürbaren Folgen für Juden auch bei uns.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
„Was wir an Antisemitismus erleben, einzelne Menschen auch erleben, sei es in Wort, sei es in Bild, sei es in Taten, hat ein Ausmaß angenommen, wie ich es mir, wenn man es mir vor fünf Jahren gesagt hätte, im Alptraum nicht dran gedacht habe.“
Dabei komme der Antisemitismus von vielen Seiten: Von Islamisten, von Rechtsradikalen – aber auch aus dem linksintellektuellen Milieu an den Universitäten, wo Israel oft als postkolonialistischer Apartheidsstaat gebrandmarkt werde.
Prof. Susanne Schröter, Forschungszentrum Globaler Islam
„In der Universität aber auch in der Stadt ist man gar nicht so amused da drüber, dass ich diese Art der Antisemitismuskonferenz mache, wo man auch den Finger mal in die Wunde legt. Also nicht nur Sonntagsreden schwingt, sondern tatsächlich sagt: Wir haben ein Problem – wie sieht das aus? Wer arbeitet eigentlich die ganze Zeit daran, dass Israel als dämonischer Staat erscheint? Das Feindbild Israel, also der israelbezogene Antisemitismus, der ja der wichtigste im Moment ist. Und da auch Ross und Reiter benennt. Das passiert nicht so häufig, und da macht man sich nicht beliebt mit.“
Typisch für diesen neuen Antisemitismus sei die Täter-Opfer-Umkehr: Nicht die Hamas oder die Hisbollah seien Schuld an der Misere, sondern Israel selbst. Wobei Israel wiederum mit Juden gleichgesetzt werde.
Uwe Becker (CDU), Antisemitismusbeauftragter Hessen
„Ich würde mir wünschen, dass den Menschen bewusst wird, was wirklich am 7. Oktober letzten Jahres in Israel geschehen ist. Der größte Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Shoa. Die Zerstörung des Gefühls von Sicherheit des jüdischen Lebens, nicht nur in Israel, sondern in der Welt. Und aus Wellen des Antisemitismus ist ein Tsunami des Judenhasses geworden. Und das Aufstehen der Gesellschaft dagegen ist mir noch zu gering, das Schweigen zu groß.“