Konferenz der Integrationsminister

Die Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, steigt stark an. Seit Monaten schlagen Kommunen Alarm. Das Problem: Es fehlt Wohnraum und Betreuung, die Integration wird immer schwieriger. Mit diesen drängenden Themen hat sich heute die Integrationsministerkonferenz in Wiesbaden beschäftigt. Bevor wir dort vor Ort sind – schauen wir in einem Integrationskurs in Bad Nauheim vorbei.

„Das ist Julia, Heimatland Ukraine, sie spricht Ukrainisch, Russisch, ein bisschen Deutsch.“
Den Sitznachbarn auf Deutsch vorstellen – es sind einer der ersten Sätze in einer fremden Sprache, den diese Flüchtlinge in einem Sprachkurs erlernen, hier in Bad Nauheim. Den Kurs hat Hedwig Rohde organisiert: Sie und die Sprach-Lehrer machen das ehrenamtlich.
Hedwig Rohde, Ehrenamtliche Integrationshelferin
„Wir machen das, weil viele Flüchtlinge, die zu uns kommen, egal ob das Afghanen, Äthiopier sind oder die Ukrainer, relativ lange warten müssen, bis sie einen anerkannten Integrationskurs bekommen.“
Denn das staatliche Angebot an Kursen genüge nicht. Neben den Ukrainern gibt es auch Flüchtlinge aus Afghanistan – wie Mustafa Nab. Er hatte in Deutschland ein Praktikum gemacht, als in seiner Heimat die Taliban die Macht übernahmen – zurück will er deshalb nicht. Jetzt lernt er hier seit zwei Wochen deutsch.
Mustafa Nab
„Am Anfang ist es schwer. Ich bin dem Kurs erst vor zwei Wochen beigetreten, aber jetzt mache ich schon Fortschritte und das macht mich glücklich.“
Doch nicht überall können Ehrenamtler den Staat ersetzen. Im vergangenen Jahr sind mehr als 1,3 Millionen Menschen nach Deutschland geflüchtet. Fast 100.000 nach Hessen, 60.000 nach Rheinland-Pfalz. Viele Städte sind am Limit: Es fehlt an Wohnraum und an Geldern.
Heute haben sich deshalb die Integrationsminister der Bundesländer in Wiesbaden getroffen. Minister aus CDU-, SPD,- und grün-geführten Bundesländern betonten in einer seltenen Eintracht: Der Bund müsse den Ländern mehr Geld zur Verfügung stellen.
Den Vorsitz der Konferenz hat der hessische Integrationsminister Kai Klose. Er kritisiert: Gelder im Bundeshaushalt – etwa für Sprachkurse – seien von 45 Millionen auf 25 Millionen Euro halbiert worden.
Kai Klose (Bündnis 90 / Die Grünen), Integrationsminister Hessen
“Und das wird dazu führen, dass an einigen Standorten bereits begonnene Kurse abgebrochen werden müssen. An anderen Standorten wird das verfügbare Kurskontingent maximal für das erste Halbjahr 2023 ausreichen.“
Auch die rheinland-pfälzische Integrationsministerin sagt: Man benötige dauerhaft nicht weniger, sondern mehr Geld vom Bund. Nicht nur für die Unterbringung von Menschen.
Katharina Binz (Bündnis90 / Die Grünen), Integrationsministerin Rheinland-Pfalz
„Wir müssen dahin kommen, dass wir nicht nur über die akute Krisenbewältigung sprechen, sondern auch darüber, wie wir in Zukunft vor allem mit Blick auf Integration der vielen Menschen, die jetzt zu uns kommen und in Zukunft zu uns kommen werden, gemeinsam mit allen staatlichen Ebenen agieren werden. Auch hier brauchen wir die Unterstützung des Bundes. Wir brauchen eine bessere finanzielle Ausstattung der Integrationskurse, der Sprachkurse die Menschen ganz schnell in die Kurse kommen.“
Bis dahin bleiben Sprachkurse von Ehrenamtlern umso wichtiger. Rita Orfali aus Syrien hat davon profitiert. Sie ist seit 2014 in Deutschland. Durch ihren Sprachkurs bekam sie ein Praktikum in einem Seniorenheim.
Rita Orfali
„Durch dieses Praktikum habe ich einen kleinen Job bekommen. Obwohl mein Deutsch war damals nicht perfekt, ich sag mal B1 ist gar nix. Und danach habe ich mit den Bewohnern richtig gut Deutsch gelernt.“
Neben ihrer Arbeit engagiert sie sich selbst für Flüchtlinge, sitzt im Ausländerbeirat von Bad Nauheim. Ihr Beispiel zeigt: Im besten Fall kostet Integration nicht nur Geld, sondern gibt der Gesellschaft etwas zurück.