Kommentar zum Weiterbetrieb von Atomkraftwerken

In der Bundes-CDU, aber auch in den Ländern wie in Hessen und Rheinland-Pfalz werden die Stimmen lauter, die der Auffassung sind, dass Atomkraftwerke in der aktuellen Lage in Betrieb bleiben sollen. Dabei sollte Ende diesen Jahres der Ausstieg aus der Kernenergie endgültig erfolgen. Ob dies jedoch noch in die Zeit passt? Es kommentiert unser 17:30 SAT.1 LIVE Chefredakteur Richard Kremershof.

Der grüne Energieminister Robert Habeck hat die Chance vertan, sich als Realist von seiner Partei abzugrenzen und klarzustellen, wem er zu allererst verpflichtet ist: Den Interessen dieses Landes, der – noch – viertgrößten Industrienation der Welt. Erst das Land – dann die Partei.
Wir stehen vor einem Winter, der uns Strom-Blackouts und Gaszuteilung bescheren kann. Wer in dieser Lage die letzten Atomkraftwerke vom Netz nimmt, der ist dann auch für das verantwortlich, was daraus folgt: den industriellen Abstieg Deutschlands.
Kein Land in Europa verfolgt eine ähnlich desaströse und egoistische Energiepolitik. Während Norweger und Niederländer ihre eigenen Gasvorkommen plündern, um uns zu beliefern, tritt Berlin mit moralischer Hybris auf: Fracking nein danke, Atomkraft nein danke, und so weiter.
Die Bürger haben längst verstanden, dass Berlin das Land gegen die Wand fahren wird, wenn das so weitergeht. Indem die Grünen inmitten der Energiekrise und explodierender Preise noch bestehende Stromerzeuger abschalten, werden sie selbst zu einem Hochrisikofaktor für unser Land.
Der Bundeskanzler muss jetzt endlich von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und seinen Energieminister anweisen, die AKWs weiterlaufen zu lassen. Solange, bis diese Krise vorbei ist. Ansonsten kann ein sehr kalter Winter politisch noch sehr heiß werden und die Laufzeit der Ampelregierung frühzeitig beenden.