Klinik in Bad Ems schließt

Die Tage der Paracelsus-Klinik in Bad Ems im Rhein-Lahn-Kreis sind gezählt. Bis Ende März soll der Klinikbetrieb eingestellt werden. Als Gründe nennt der private Träger, die Paracelsus-Kliniken mit Sitz in Osnabrück, personelle und wirtschaftliche Probleme. Ein Schock für die rund 270 betroffenen Beschäftigten und die Menschen im Ort. Sie alle hoffen auf eine Rettung der Klinik.

Die Paracelsus-Klinik in Bad Ems, Arbeitsplatz von Ulrike Jaeger. Als Hausdame kümmert sie sich darum, dass immer genügend Wäsche im Haus ist. Ende März soll auch für sie hier Schluss sein – nach über 23 Jahren! Völlig überraschend, hieß es doch zu Weihnachten noch: Auf ein gutes 2023.
Ulrike Jaeger, Hausdame Paracelsus-Klinik Bad Ems
„Es ist bei mir Hoffnung, Wut, Zorn, dann doch: Es wird wieder alles gut. Bei mir im Körper spielt sich jetzt so Einiges ab. Ich weiß noch gar nicht, wie ich reagieren soll, wenn es jetzt wirklich heißt: Am 31.3. ist die Tür zu.“
Die 59-Jährige ist gesundheitlich angeschlagen, macht sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft und ihre Rente. Der Betreiber plant, die Notaufnahme, MVZ-Praxen und stationäre Patientenversorgung zu schließen. Vor der Kamera will sich dazu niemand äußern. Schriftlich heißt es, der demografische Wandel und die Corona-Krise hätten den Fachkräftemangel verschärft:
Paracelsus-Kliniken Deutschland
„Wir sind verantwortlich für einen ordnungsgemäßen Betrieb der Klinik. Dies war seit geraumer Zeit immer wieder nur eingeschränkt oder unter allergrößter Belastung der gesamten Belegschaft möglich. Auf Dauer ist eine solche Belastung weder personell noch betriebswirtschaftlich tragbar.“
Die schwache Leistungsentwicklung der Klinik habe auch ein striktes Kostenmanagement nicht ausgleichen können. Alternativen für einen Weiterbetrieb seien gescheitert. In Bad Ems sorgen sich die Menschen nun um die medizinische Versorgung.
Albrecht Dedring, Rentner
„Schlecht, ganz schlecht. Kliniken werden gebraucht, besonders da, wo nur eine ist.“
Peter Asberger, Pflegehelfer
„Ich war schon selbst betroffen da, also würde ich sagen, hatte ich Hilfe bekommen. Das ist ein großer Verlust.
Bernhard Scharfenberger, Rentner
„Wenn ich jetzt, sagen wir mal, einen Herzinfarkt bekäme, dann wollte ich möglichst schnell behandelt werden. Und nicht dann noch zwanzig Minuten oder dreißig Minuten transportiert werden müssen.“
Stadtbürgermeister Oliver Krügel teilt die Sorgen. Viele Menschen rund um Bad Ems seien auf eine Akutversorgung angewiesen. Er hat jüngst alle Parteien, darunter auch das Gesundheitsministerium, zu einem Gespräch an den Runden Tisch geladen – und die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Oliver Krügel, CDU, Stadtbürgermeister Bad Ems
„Wenn die Paracelsus ihr Engagement hier einstellen sollte vor Ort, was wir sehr bedauern, dann brauchen wir einen neuen Träger. Und ich erwarte mir da schon ein bisschen vonseiten des Gesundheitsministeriums auch Engagement in der Richtung, dass wir da miteinander im Gespräch bleiben, dass sich so ein Standort halten kann. Uns ist zweifelsohne klar, dass hier was passieren muss.“
Im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium bedauert man die drohende Schließung der Klinik, betont aber zugleich:
Daniel Stich, SPD, Ministerialdirektor Gesundheitsministerium Rheinland-Pfalz „Die Versorgung ist gewährleistet, sie wird’s auch in Zukunft sein. Strukturen verändern sich, auch wohl in Bad Ems, aber wir begleiten diesen Prozess. Und dann müssen wir schauen, mit verschiedensten Ideen, die auf dem Tisch waren, die wir zuerst mal intern besprechen wollen, wie könnte zukünftig eine Struktur in Bad Ems für den Rhein-Lahn-Kreis an dieser Stelle aussehen“.
Gerne sei man bereit, mit Investitionsmitteln zu unterstützen. Voraussetzung sei aber ein neuer Träger mit tragfähigem Konzept – die Suche danach liege in kommunaler Hand. Die will Stadtbürgermeister Oliver Krügel entschieden fortsetzen. Er bittet die Belegschaft der Klinik, nicht zu kündigen – und ihm somit etwas Zeit zu verschaffen. Auch Ulrike Jaeger hofft, dass ihre Zeit hier noch nicht zu Ende ist.