Klimaneutrale Papierproduktion mit grünem Wasserstoff

Der Hygienepapier-Hersteller Essity in Mainz-Kostheim rüstet auf alternative Energien um. Das Ziel: Die gesamte Produktion von Erdgas auf grünen Wasserstoff umstellen.

Das Essity-Werk in Mainz-Kostheim– jährlich produziert das Werk mehr als 150.000 Tonnen Papier und stößt dabei rund 140.000 Tonnen CO2 aus. Bis zum 14. Februar 2023 – an diesem Tag waren die CO2-Emissionen niedriger, denn für einige Stunden gelang der Umstieg von Erdgas auf grünen Wasserstoff. Für Werksleiter Thorsten Becherer ein besonderer Moment.
Thorsten Becherer, Werksleiter Essity Mainz-Kostheim:“ Das war ein Durchbruch. Das war, tatsächlich in der Situation selbst, habe ich es noch gar nicht realisiert, was wir da geschafft haben. (…) wie viel Arbeit und Herzblut mein ganzes Team da reingesteckt hat, wie viele Abende und Wochenenden auch Extra-Arbeit da drinnen steckte, wo man nicht bei der Familie war und das ist eine riesige Erleichterung.“
Im Essity-Werk betreibt Strom die Motoren von Maschinen; Erdgas erhitzt die Luft auf 600 Grad, um Papier zu trocknen: Papierproduktion benötigt viel Energie. Nun hat erstmals grüner Wasserstoff statt Erdgas das Papier getrocknet.
Christian Schüller, Projektverantwortlicher: „Dieses Vorhaben haben wir gestartet, um die technische Realisierung zu zeigen, dass es möglich ist. Und mit diesem Grundstein können wir voranschreiten und den nächsten Schritt einleiten. Sprich: Auch diese Technologie an den anderen Maschinen applizieren und die komplette CO2-Freiheit zu erreichen.“
Das Unternehmen will in den nächsten Monaten über eine Mischstation immer mehr Erdgas durch Wasserstoff ersetzen – um irgendwann ganz umzusteigen. Dann wäre Essity ein Vorbild für viele hessische Unternehmen.
Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen), Wirtschaftsminister Hessen:“ Das öffnet natürlich Möglichkeiten, immer mehr solcher Produktionslinien und Produktionsprozesse am Ende CO2-frei machen zu können. Es steht und fällt mit der Verfügbarkeit von Wasserstoff. Deswegen ist ganz wichtig: Die Energiewende gehört dazu. Er muss mit erneuerbarem Strom produziert sein, sonst hilft es am Ende nicht.“
Essity erhält unter anderem Wasserstoff vom Mainzer Energiepark – der Park produziert mit grünem Strom aus Windkraftanlagen grünen Wasserstoff. Der landet per LKW hier im Werk: Eine LKW-Ladung reicht, um eine Papiermaschine rund drei Stunden zu betreiben – nötig sind weitaus größere Mengen erneuerbarer Energie.
Der Weg zu einer Co2-freien Papierproduktion ist also noch lang: Den Anfang hat Essity in Mainz-Kostheim gemacht.