Kleine Flüsse leiden unter Trockenheit

Der Sommer 2022 – er geht in die Geschichte ein als der sonnenreichste Sommer seit der Wetteraufzeichnung. Wir hatten 40 Prozent weniger Regen als im Durchschnittssommer. Die Auswirkungen können wir alle sehen. Durch die anhaltende Dürre ist die Schifffahrt im Rhein schon seit Wochen nur noch eingeschränkt möglich, aber auch kleinere Flüsse und Bäche sind von der Dürre betroffen. Wir sind heute in der Region Trier, wo Bäche nur noch Rinnsale sind – mit weitreichenden Folgen für die Natur.

Die Enz. Eigentlich ein lebendiger, kleiner Fluss in der Nähe von Bitburg. Doch seit zwei Monaten fließt hier kaum noch Wasser. Monika Kauth wohnt seit 36 Jahren direkt am Fluss. Niedrigwasser kennt sie zwar, doch so eine lange Dürreperiode hat sie noch nie erlebt.
Monika Kauth, wohnt an der Enz:
„Das kann man sich nicht vorstellen, dass da jetzt so ein bisschen Rinnsal nur ist. Aber es ist schon traurig das zu sehen, weil es ist ja schön, an so einem Bach und einem Fluss zu leben. Das vermissen wir schon.“
Vor allem die Artenvielfalt geht durch das Niedrigwasser verloren. Fische, die sie früher angeln konnte, sind jetzt verschwunden.
Monika Kauth, wohnt an der Enz:
„Da waren vor allen Dingen Äschen, das ist ein sehr wertvoller Fisch, der nur in gesunden, kühlen und richtigem Wasser sich aufhalten kann. Dann hatten wir hier Aale, wir hatten sogar Neunaugen.“
Jetzt sind nur noch ganz kleine Fische in der Enz.
Ein paar Meter Flussaufwärts macht sich Agnes Tillmann-Steinbuß vom Bund für Umwelt und Naturschutz Rheinland-Pfalz regelmäßig ein Bild von dem Fluss. Der Wasserstand sei nochmal niedriger als vor zwei Wochen. Mit weitreichenden Folgen.
Agnes Tillmann-Steinbuß, BUND Rheinland-Pfalz
„Insgesamt gesehen ist das eine Katastrophe für die Artenvielfalt, die sich hier ja über lange Zeit hinweg behutsam entwickelt hat, wo das eine Lebewesen auf das andere angewiesen ist.“
Der Edelkrebs zum Beispiel ernährt sich hauptsächlich von Algen, Würmern und Muscheln. Da diese durch die Dürre absterben, verhungert der Krebs. Daneben haben auch Fische große Probleme und wandern daher in größere Flüsse ab, so die Expertin.
Agnes Tillmann-Steinbuß, BUND Rheinland-Pfalz
„Ob diese typischen Eifelfische, wie die Eifeler Bachforelle oder das Neunauge irgendwann wiederkommen, das wissen wir nicht, weil die brauchen so viel, was es jetzt nicht gibt. Sie brauchen Nahrung, die brauchen kühles Gewässer, die brauchen Bewegungsfreiheit.“
Doch ohne Regen wird das übriggebliebene Wasser immer wärmer und somit sauerstoffärmer.
Die Enz ist kein Einzelfall. Fast jeder Fluss in der Region Trier ist von der Dürre betroffen. Auch die Prüm. Letztes Jahr im Juli ist sie noch über die Ufer getreten und hat Häuser und Brücken zerstört. Heute gleicht sie teilweise einem Felsenmeer. Das trifft auch Insekten. Ohne das Wasser können sie sich nicht fortpflanzen und werden immer weniger. Das trifft dann wiederum heimische Vögel.
Agnes Tillmann-Steinbuß, BUND Rheinland-Pfalz
„Der Eisvogel zum Beispiel, der vor Jahren schon häufiger gesichtet wurde. Er wird hier keine Chance haben zu überleben.“
Um dem Artensterben in der Prüm oder der Enz entgegenzuwirken, müsse es am Ufer mehr Bäume geben, die Schatten werfen. Ob sie aber wieder lebendige kleine Flüsse werden wie früher, ist nicht absehbar. Denn dafür müsse es mehrere Wochen regnen.