KI-Serie: Bilder von unbekannten Forscherinnen

Kennen sie die Biochemikerin Rosalind Franklin? Nein? Dann geht es ihnen wie vielen Menschen, denn obwohl ihre Forschung maßgeblich zur Entdeckung der Doppel-Helix-Form der DNA beigetragen hat, wurde sie zu ihren Lebzeiten nie für ihre Arbeiten gewürdigt. Die Männer, mit denen sie damals forschte, bedienten sich an Franklins Daten, gewannen den Nobelpreis und ließen ihren Anteil unter den Tisch fallen. In einer neuen Ausstellung in Darmstadt hängt jetzt trotzdem dieses Bild von ihr –Rosalind Franklin als Preisträgerin. Möglich gemacht hat das künstliche Intelligenz, die fast vergessenen Wissenschaftlerinnen doch noch zu ihrer Würdigung verhelfen soll.

 

„Ich, Lise Meitner, war eine promovierte und habilitierte Physikerin. Ich wurde insgesamt 48-mal für den Nobelpreis nominiert. Ausgezeichnet wurde ich nie.“
Und gesagt hat Lise Meitner diese Sätze auch nie, genauso wenig, wie es dieses selbstbewusste Foto von ihr gegeben hat. Portrait und Stimme kommen aus einer künstlichen Intelligenz, so wie alle 17 Bilder in der Ausstellung der Berliner Fotografin Gesine Born.
Gesine Born, Gründerin Bilderinstitut:
„Das besondere an diesen versäumten Bildern ist, dass es sie sonst nicht geben würde, wenn sie hier nicht hingen. Frauen in der Wissenschaft wurden ganz oft übergangen, auch visuell. Es gibt keine Bilder von denen oder kaum repräsentative. Das macht sich besonders deutlich wenn man in die Institute geht. Da gibt es immer diese Ahnengalerien des Wissens, diese großartigen Schwarz-Weiß-Portraits von Männern. Und Frauen fehlen da. Da ist der Ansatz zu sagen: okay, wir müssen diese Bilder nachholen.“
„Versäumte Bilder“ heißt deshalb die Ausstellung in der Darmstädter Schader-Stiftung, in der Gesine Born internationale, aber auch Wissenschaftlerinnen aus der Region, mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz portraitiert hat. Dabei gibt sie dem Computer Fotografien der Frauen und beschreibt in einem Text, wie das generierte Bild aussehen soll. Die KI allerdings, beweist bei dieser Arbeit gravierende Wissenslücken, zum Beispiel bei diesem Bild der Mainzer Zoologin Emmi Dorn.
Gesine Born, Fotografin aus Berlin:
„Es ist ja nicht das einzige Bild, das ich generiert habe. Ich mache ja teilweise hunderte Bilder und Emmi Dorn hat auch an der Schwimmblase von Aalen geforscht und dann habe ich versucht Aale zu generieren und das geht ganz, ganz schlecht, weil KI noch keine Aale kennt. Und dann werden die Bilder teilweise total gruselig. Also es gibt zu jedem Bild noch viele lustige Outtakes oder Sachen, die einfach absolut schief gegangen sind.“
Doch trotz solcher lustigen Nebeneffekte wohnt den „versäumten Bildern“ auch eine Melancholie inne, denn sie erzählen nicht nur die Geschichte des Sexismus´ in der Wissenschaft, sondern auch eine über den Sexismus in unserer Gesellschaft.
Gesine Born, Fotografin aus Berlin:
„Wenn ich in die KI eingebe: „A photo of a scientist“ dann kommen nur Bilder von weißen, alten Männern. Aber die KI bezieht ja ihre Informationen nur aus dem, was wir in das Internet eingeben, was wir für Bilder ins Internet stellen und das ist das Problem. Das heißt es zeigt eigentlich viel mehr, wie unsere Gesellschaft mit Bildern umgeht und welche Bilder veröffentlicht werden.“
Trotzdem ist Gesine Born froh, dass ihre Bilder zeigen, dass KI nicht nur zur Manipulation von Bildern gebraucht werden kann, sondern auch dazu, Utopien real werden zu lassen. Die „Versäumten Bilder“ kann man sich in Darmstadt noch bis Ende Juni ansehen.