Keine Zirkustiere mehr in Rodgau

Während die Auftritte von Tieren im Zirkus auch heute noch so manche Kinderaugen zum Leuchten bringen, sind sie Tierschützern schon lange ein Dorn im Auge. Die hessische Stadt Rodgau hat deshalb jetzt grundsätzlich verboten, dass ein Zirkus auf ihrem Stadtgebiet Tiere zeigen darf.

Die Möglichkeiten seinen Abend in Rodgau zu gestalten sind mannigfaltig. Man kann ins Kino gehen, das Strandbad besuchen oder in der Stadthalle ein Theaterstück ansehen. Aber eines wird es hier in Zukunft wohl nicht mehr geben: den Zirkusbesuch. Zumindest dann nicht, wenn der Zirkus Tiere zeigt. Denn in Rodgau gilt seit neuestem ein Verbot jeglicher Vorführung von Tieren auf öffentlichem Grund. Ein einmaliger Vorgang in Deutschland. Für Freddy Ortmann und seinen Zirkus Rolina, der momentan im Ort in seinem Winterquartier verharrt, ist das gleichbedeutend mit einem „Rodgau-Verbot“.
Freddy Ortmann Direktor Zirkus Rolina: „Derselbe Zirkus, der jetzt hier auf dem Gelände steht, war vor zwei Jahren auf dem Festplatz in Rodgau, hat sich da nichts zu Schulden kommen lassen. War alles OK und jetzt geht es nicht mehr. Verstehen kann ich es auch nicht. Weil wir Zirkusmenschen sind ja keine Tierquäler. Wir leben mit den Tieren, wir sind damit großgeworden, wir haben moderne Transportwagen und wie soll ich sagen… Ich glaube die Herrschaften hier in Rodgau oder anderswo, die das Verbot durchgesetzt haben, ich glaube nicht mal, dass die mal ein Tier aus der Nähe gesehen haben.“
Beschlossen wurde das Verbot hier, im Rodgauer Stadtparlament. Seit dem vergangenen Jahr regiert hier eine Koalition aus fünf Parteien, unter anderen der Tierschutzpartei. Das Tierverbot ist der bislang größte Erfolg des kleinsten Koalitionsmitglieds.
Paula López Vicente, Tierschutzpartei Rodgau: „Mit diesem Gesetz, oder besser gesagt mit diesem Beschluss, ein ganzes Gesetz ist es ja noch nicht, möchten wir einfach ein Zeichen setzen, einmal gegen Speziezismus und für mehr Tierwohl. Denn wir sind der Meinung und der festen Überzeugung, dass Tiere nicht als Unterhaltung für uns gehalten werden sollten.“
Eine Meinung, die auch die Tierschutzorganisation PETA teilt. Yvonne Würz ist dort Fachreferentin für Tiere in Zoo und Zirkus und hofft, dass das Rodgauer Modell Schule macht.
Dr. Yvonne Würz, PETA Deutschland: „Das entspricht auch laut repräsentativen Meinungsumfragen dem Willen der deutschen Bevölkerung. 62 Prozent der Deutschen finden es richtig, dass Zirkusse keine Tiere mehr zeigen sollten, dass das verboten gehört. Letztendlich brauchen wir ein bundesweites Verbot von Tieren im Zirkus, denn Tiere sind nicht zu unserer Unterhaltung da.“
Der Verband deutscher Circusunternehmen hingegen wehrt sich entschieden gegen Verbote jeglicher Art. Die Zirkusbetreiber verweisen darauf, dass sie die Auflagen der Veterinärämter stets einhalten und deren Kontrollen bestehen würden. Gegen das Verbot in Rodgau will man juristisch vorgehen.
Ralf Huppertz, Vorsitzender Verband deutscher Circusunternehmen: „Der Rechtsanwalt sagt, wir haben alle Klagen, also wirklich alle Klagen, die um Wildtierverbote, also kommunale Verbote gehen, die haben wir alle gewonnen. Deswegen sagt er, es gibt eigentlich keine Chance, dass die jetzt bei einem kompletten Tierverbot gewinnen können. Zumindest sehen wir das so, dass diese Chance sehr gering ist, dass die das wirklich durchbekommen.“
Freddy Ortmann zumindest, kann sich einen Zirkus ohne Tiere nicht vorstellen. Er lädt jeden ein, auch unangemeldet im Zirkus vorbeizuschauen, um sich selbst ein Bild vom Zustand der Tiere zu machen.
Freddy Ortmann, Direktor Zirkus Rolina: „Wenn die mal wüssten, wenn man mal eine Woche oder ein paar Tage mit Tieren umgeht und beim Zirkus so ist, dann haben viele, nicht alle, aber ich denke dann hätten viele ein anderes Bild davon. Auf alle Fälle.“
Im März verlässt der Zirkus sein Winterquartier und geht wieder auf Tournee. Nach Rodgau kann er wohl erst einmal nicht zurückkehren.