Keine „Weinkönigin“ mehr in der Pfalz
In der Pfalz fing alles an. 1931 wurde in Neustadt an der Weinstraße die erste Weinkönigin gekrönt. Sie sollte auf die Weinregion aufmerksam machen und Absatz steigern. Das funktionierte so gut, dass andere Regionen nachzogen. Und jetzt soll es gerade in der Pfalz bald keine Weinkönigin mehr geben? Die Pfalzwein – also der Weinvermarkter – denkt laut über die Abschaffung des Titels Weinkönigin nach. Der Aufschrei ist groß.
Die Krone. Das Markenzeichen der Weinkönigin. Auf Festen weiß man direkt: Da ist sie, unsere Hoheit. Doch die Krone ist nicht nur ein Erkennungszeichen. Die ehemalige Pfälzer Weinkönigin Janina Huber hat sich mit ihr oft auch unwohl gefühlt.
Janina Huber, Pfälzer Weinkönigin 2014 / 2015
„Innerhalb der Deutschen Weinbaugebiete kennt man dieses Amt Weinhoheit und alle freuen sich dann, die Krone zu sehen. Man hat positive Reaktionen. Irgendwo in Norddeutschland oder auch irgendwo anders auf der Welt ist es dann eher Verwunderung. ‚Was machst du denn jetzt hier? Warum hast du ein Diadem auf dem Kopf?‘ Und das sind die Momente, wo zum Teil auch eine Distanz hergestellt wird und das ist das Problem.“
Distanz und auch das Gefühl, in ihrer Arbeit nicht ernst genommen zu werden. Denn eine Weinkönigin ist eine Fachfrau. Sie muss ihr Weinwissen beweisen, bevor sie den Titel für ein Jahr tragen darf.
Janina Huber, Pfälzer Weinkönigin 2014 / 2015
„Nichtsdestotrotz höre ich auch von aktuellen Hoheiten, dass es schon noch passiert, dass eben Leute dann auf einen zukommen, um ein Selfie zu machen. Aber die interessieren sich dann ja nicht wirklich für den Wein und für das Wissen über Wein, sondern die interessieren sich dafür, halt mal eine Königin gesehen zu haben. Und das kann nicht das Ziel dieses Amtes sein.“
Jetzt soll sie weg, die Krone. Und mit ihr die Weinkönigin. Stattdessen plant der Verein Pfalzwein, der für die Pfälzer Weinkönigin zuständig ist, eine Weinbotschafterin mit Anstecknadel. Oder einen Weinbotschafter. Denn seit diesem Jahr können in der Pfalz zum ersten Mal Männer kandidieren. Das Ziel: Die Weinregion moderner gestalten. Das hat in den vergangenen Tagen eine hitzige Debatte losgetreten und löst in den Pfälzern gemischte Gefühle aus.
Christian Winkler
„Ich meine, man hat ja auch viele Berufe, wo Frauen einfach nicht so präsent sind. Oder auch weniger verdienen. Von daher kann man das auch in sich schon mal stehen lassen. Und wenn man das gleichberechtigt machen möchte, dann hätte ich es eigentlich sinnvoller gefunden, da einen Weinkönig einzuführen.“Karla Malberg
„Das kann man ja auch mit Tradition verknüpfen. Also ich finde gerade, das Thema Tradition wieder moderner zu gestalten, ist ja auch ein großes Thema.“Nicole Buschmann
„Grundsätzlich bin ich ja immer ein Freund, wenn irgendwas modernisiert wird oder einfach mal neu gedacht wird. Aber ich finde, bei dem Thema jetzt speziell, halte ich doch gerne an der Tradition fest. Also ich finde, das sind gelebte Werte, gelebte Geschichte.“
Am Dienstagabend hat schließlich eine interne Sitzung mit den Mitgliedern von Pfalzwein stattgefunden. Auch Landrat Dietmar Seefeldt war dabei. Seine Einschätzung: Die Diskussion war kontrovers und emotional. Er selbst ist für den Erhalt der Weinkönigin.
Dietmar Seefeldt (CDU), Landrat Südliche Weinstraße
„Die Krone ist natürlich die Eingangstür für viele Gespräche. Es ist einfach auffällig und eine Anstecknadel kann man auch machen, selbstverständlich. Bei bestimmten Terminen, wo nur Fachpublikum da ist, das reicht dann auch absolut aus. Man kann ja das eine tun ohne das andere zu lassen. Also die Krone ist für mich als Erkennungszeichen ein ganz, ganz wichtiges Symbol.“
Pfalzwein selbst steht heute für ein Interview nicht zur Verfügung, äußert sich aber schriftlich.
Joseph Greilinger, Geschäftsführer Pfalzwein e.V.
„Die Gebietsweinwerbung sieht sich nicht in der Lage, zum Amt der Pfälzer Weinhoheiten zum jetzigen Zeitpunkt näher Stellung zu beziehen. Nach einer kontrovers geführten Diskussion am vergangenen Dienstagabend kamen alle Beteiligten zu dem Schluss, dass vertiefende Gespräche […] notwendig sind.“