Kasseler Löwenburg öffnet wieder

Sage und schreibe 13 Jahre lang ist die Löwenburg im Weltkulturerbe Kasseler Bergpark saniert worden. Zum ersten Mal kann man jetzt den 25 Meter hohen Hauptturm erklimmen, seit die Burg 1945 durch eine Fliegerbombe zerstört wurde. Immer hatte das Geld gefehlt, um die Burg so richtig zu erneuern, doch jetzt ist es geschafft: Die Löwenburg hat ihre Tore wieder geöffnet.

Dr. Martin Eberle, Direktor Museumslandschaft Hessen Kassel
„Wenn man sich die Löwenburg anguckt, diese mittelalterliche Burg, hoch oben auf einem Berg, dann erinnert einen das sofort an Neuschwanstein. Und insofern kann man bei der Löwenburg wirklich von einem hessischen Schwanstein sprechen. Allerdings ist die Löwenburg 70 Jahre älter als Neuschwanstein. Das müssen uns die bayerischen Kollegen erst mal nachmachen.“
Anno 1783 lässt Landgraf Wilhelm der 9. Hessens Schwanstein erbauen. Die Burg ist eine der ersten Europas, die so aussieht, als ob sie schon seit dem Mittelalter im Kasseler Bergpark steht. Aber alles nur Fake!
Dr. Martin Eberle, Direktor Museumslandschaft Hessen Kassel
„Bei der Löwenburg ging es darum, als man Ende des 18. Jahrhunderts den Plan hatte, diese Burg zu errichten, dass man wirkliche so eine Illusion schafft, als sei sie über Jahrhunderte gewachsen.“
Eine Burg, die von Anfang an eine Ruine werden sollte. So richtig zur Ruine wird sie im Zweiten Weltkrieg.
Den Blick vom Hauptturm konnte 77 Jahre lang niemand genießen. Auch innerhalb des Turms ist alles frisch saniert. 30 Millionen Euro hat das Land Hessen dafür ausgegeben. Für goldene Tapeten, unglaublich aufwändige Stickereien – eben für höfischen Prunk!
Dr. Martin Eberle, Direktor Museumslandschaft Hessen Kassel
„Jetzt konnten wir die ganze Anlage wieder einrichten nach dem Inventar von 1816. Das ist sehr selten, dass man ein Schloss so komplett wieder einrichten kann, weil alle Möbel, die sie hier sehen, die standen hier auch ursprünglich. Die überdauerten den Krieg einfach am Auslagerungsort. „
„Lustchlösschen“ nennt man damals kleine schnuckelige Burgen. Wer aber glaubt, der Landgraf hat hier viel Spaß mit seiner Mätresse gehabt, der irrt!
Dr. Martin Eberle, Direktor Museumslandschaft Hessen Kassel
„Es ist nie wirklich bewohnt worden. Man ging hier nur mit Gästen herein, dann wurden die Dinge gezeigt. Es ist hier eigentlich eine reine Schmuckschatulle, ein Schaustück, das man Gästen vorführt.“
Einer wohnt der Sage nach hier aber dann doch und spukt des Nachts durch die Löwenburg: der schwarze Ritter Christian von Eschwege. Er fällt einem Fluch zum Opfer, als er den Leichenzug von Landgraf Wilhelm anführt und kurz danach selber stirbt.
Dr. Martin Eberle, Direktor Museumslandschaft Hessen Kassel
„Wahrscheinlich hat er einfach nur in seiner Rüstung geschwitzt, als er hier hoch ritt, zog sich eine Erkältung zu und ist daran gestorben.“
So eine Geschichte gehört einfach zu einer Mittelalterburg, auch wenn sie nur vortäuscht, eine zu sein. So wie die Löwenburg, das Schwanstein von Hessen.