Kasseler Firma setzt auf Vier-Tage-Woche

Immer mehr Unternehmen in Hessen und Rheinland-Pfalz haben Probleme, genügend Fachkräfte zu finden. Einige von ihnen versuchen deshalb mit neuen Arbeitszeit-Modellen attraktiver zu werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Vier-Tage-Woche – bei gleicher Bezahlung? Wir haben uns in Kassel und Wiesbaden angeschaut, wie das funktionieren kann.

Donnerstagvormittag in Kassel. Die Anlagenmechaniker haben das Wochenende heute schon fest im Blick. Denn in ihrer Firma gilt die Vier-Tage-Woche.
Roy Benmachiche, Anlagenmechaniker
„Du gehst halt abends, donnerstags schon mit einem anderen Gefühl ins Bett, dass du ohne Wecker aufstehen kannst und hast halt auch mal drei Tage frei. Du kannst halt, wenn du sagst, du willst übers Wochenende weg, donnerstagabends schon los. Und du merkst es auch körperlich und vom Kopf her. Du bist entspannter, wenn du montags wieder an die Arbeit gehst, kannst Wege erledigen, die du sonst abends machen müsstest, irgendwelche Termine und dafür ist das perfekt.“
Die Idee kam von den Mitarbeitern selbst. Früher haben sie an fünf Tagen in der Woche insgesamt 37 Stunden gearbeitet. Jetzt wurden die Arbeitsstunden vom Freitag auf die ersten vier Tage der Woche verteilt. Das heißt, von Montag bis Donnerstag arbeiten die Angestellten nun jeweils rund eine Stunden länger.
Ihr Chef Stephan Rech hat die Arbeitsverträge seiner 40 Angestellten angepasst.
Stephan Rech, Geschäftsführer Reuse Haustechnik Kassel
„Wir mussten natürlich erst mal den Mut aufbringen, diese Entscheidung zu fällen, ein anderes Arbeitszeitmodell einzugehen. Was hat sich verändert? Für uns ist die Lage der Arbeitszeit anders geworden, die Arbeitsabläufe haben sich halt an den Tagen verlängert, sprich, wir haben mehr Zeit für unsere Kunden. Für die Belegschaft war das kein Problem, die haben dafür den freien Freitag gewonnen, können sich mehr erholen und in Summe ist das rund für uns.“
Nicht nur das Handwerk geht mit der Vier-Tage-Woche neue Wege. Auch bei der Wiesbadener „Légère Hotelgroup“ können die 250 Mitarbeiter ab nächstem Jahr ihre Arbeitswoche verkürzen.
Martin Radunz, Personalleiter Fibona Wiesbaden
„Wir erhoffen uns natürlich einerseits, dass wir mehr Arbeitnehmer da draußen ansprechen können und das Ganze attraktiver machen können, dass die Hotellerie modern und beweglich ist und wir dort entsprechend mehr Fachkräfte gewinnen können.“
Der Arbeits-Psychologe Oliver Sträter stellt aber klar, dass sich die Vier-Tage-Woche nicht für jeden Beruf eignet.
Prof. Oliver Sträter, Arbeits- und Organisationspsychologe Universität Kassel
„Bei hochbelastenden Tätigkeiten, Intensivpflege oder eben auch solche stark physischen Belastungen, Dachdecker beispielsweise, würde ich es nicht empfehlen. Aber für den Bereich, wo es jetzt derzeit in der Praxis aufgeführt wird, hat es eben großen Motivationsschub. Den sieht man ja auch und der ist dann eben auch das, was die Firmen dann auch positiv entwickeln lässt.“
Stefan Rech aus Kassel wurde inzwischen von anderen Unternehmen nach seinen Erfahrungen gefragt. Bisher sehen er und seine Angestellten die Vier-Tage-Woche als Erfolg.