Kampf gegen überfülltes Wartezimmer
Wer kennt es nicht: Winterzeit heißt Erkältungszeit. Und so sitzt man als Patient gerade oftmals in einer proppenvollen Praxis – eng an eng mit anderen Kranken. Auch die Hausarztpraxis von Doktor Verena Gall im rheinland-pfälzischen Mommenheim ist der Patientenflut nicht gewachsen. Eigentlich möchte die Ärztin ihre Praxis ausbauen, doch die Bürokratie zieht das Ganze in die Länge. Zur Überbrückung hat sich die Praxis nun etwas ausgedacht.
Wenn hier der Pager brummt, dann ist nicht etwa die Pizza fertig oder das Essen bereit zum Abholen, sondern dann hat man seinen Termin in der Praxis am Osterberg.
Ute Malina ist heute Patientin in der Infektsprechstunde. Die Praxis hat allerdings ein Problem: Das Wartezimmer ist zu klein. Um niemanden anzustecken, warten Ute Malina und ihr Mann draußen. Damit die Patienten trotzdem pünktlich zum Termin im Behandlungszimmer sind, ist die Praxis kreativ geworden: Die infektiösen Patienten werden mit Pagern ausgestattet und können bei schlechtem Wetter dann sogar im Auto warten.
Ute Malina, Patientin
„Finde ich eigentlich ganz gut. Weil innendrin wird’s erstens zu eng und die Ansteckung einfach zu groß ist. Finde ich eine gute Lösung.“
Es dauert nur wenige Minuten, dann vibriert und leuchtet der Pager und Ute Malina darf hinein in den Behandlungsraum zu Dr. Verena Gall.
Dr. Verena Gall, Hausärztin
„Mit nur acht Plätzen im Wartezimmer und eben auch parallel laufenden nicht-infektiösen Patienten, will man das natürlich auch ungerne mischen. Weil das ja für die anderen – und wir betreuen ja auch überwiegend ältere und chronisch schwerstkranke Patienten, denen möchte man natürlich nicht das Grippe-, Corona, oder RSV-Virus noch zusätzlich angedeihen lassen.“
Deshalb trennt sie die Patienten. Eine Ideallösung ist das aber nicht. Verena Gall möchte ihre Praxis eigentlich vergrößern, damit genug Platz im Wartezimmer für alle ist.
Doch das Bauvorhaben zieht sich seit Jahren. Schon 2021 hat Verena Gall die Bauvoranfrage gestartet. Sie möchte die Praxis um ein zusätzliches Gebäude und einen Verbindungsriegel erweitern. Doch die Kreisverwaltung erteilt eine Absage. Die Fläche sei zu groß. Freiberufler werden in die Kategorie Wohnungsbau eingeordnet. Auf dieser Basis passt das Gebäude nicht zu den Nachbarhäusern.
Dr. Verena Gall, Hausärztin
„Durch einen einfachen baurechtlichen Kniff, indem man jetzt für Ärzte die Bezugsgröße beim Baurecht eben von Wohnungsbau auf gewerblichen Bau ändert, damit helft ihr uns enorm, einfach eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen, weil wir halt im Ort dann bauen dürfen und nicht auf die grüne Wiese ins Industriegebiet müssen, wo der 85-Jährige halt nicht hinlaufen kann.“
Als Lösung hat die Gemeinde einen Bebauungsplan erstellt. Der ist aber noch nicht rechtsgültig.
Dr. Verena Gall, Hausärztin
„So große Projekte, die brauchen auch ein paar Jahre Vorbereitungs- und Durchführungszeit. Also, da haben wir einfach wirklich Zeit verloren. Muss man ganz klar sagen.“