Kampf gegen Landarztmangel – Landkreise finanzieren Medizinstudium

Jeder vierte Arzt in Rheinland-Pfalz ist 60 Jahre alt oder älter. Da muss man kein Rechengenie sein, um zu merken, der Ärztemangel verschärft sich immer weiter. Schon in Städten wie Mainz, Koblenz oder Trier merken es viele: Einen Termin zu bekommen oder auch nur telefonisch eine Praxis zu erreichen, kann schwierig sein. In den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz ist die Lage noch prekärer.

Jettenbach im Landkreis Kusel. Vor etwas über einem Jahr ist hier eine Ära zu Ende gegangen. Der örtliche Hausarzt, Karl Friedrich Resch, hat sich zur Ruhe gesetzt. Die Suche nach einem Nachfolger – bis heute erfolglos.
Timo Harth war sein Leben lang Patient in der Praxis. Dass die nun verwaist ist, schmerzt ihn.
Timo Harth, war sein Leben lang Patient bei Dr. Resch: „Weil der Dr. Resch und vorher sein Vater seit 75 Jahren hier die Praxis hatten im Ort. Das heißt – schon als kleiner Bub – man kannte das nie anders wie, dass wenn man was hat, ruft man beim Dr. Resch an oder man geht kurz vorbei. Und gerade für die älteren Leute, die auch noch auf Hausbesuche angewiesen waren oder auf die kurzen Wege, für die ist das natürlich ein harter Einschnitt jetzt.
Jettenbach liegt inmitten der idyllischen Westpfalz. 800 Menschen leben hier, es gibt ein Freibad, einen Sportplatz, eine Kita und eine Grundschule.
Timo Harth, parteilos, Ortsbürgermeister Jettenbach: „Für junge Familien ist es eigentlich ein Paradies hier. Die Kinder, die müssen bis sie auf die weiterführende Schule kommen, den Ort nicht verlassen, das ist eigentlich ein sehr großer Standortvorteil. Wir haben eine Metzgerei, eine Bäckerei, wir haben schon viele tolle Sachen. Jettenbach lohnt sich.“
Lediglich ein Hausarzt fehlt. Damit ist Jettenbach allerdings nicht allein. In der gesamten Westpfalz fehlen aktuell 150 niedergelassene Ärzte, sagt der Kuseler Landrat Otto Rubly. Hinzu kommt:
Otto Rubly, CDU, Landrat Kreis Kusel: „Wir haben 50%, über 50% unserer Hausärzte sind über 60 Jahre alt, 20% über 70 Jahre alt.
Um die medizinische Versorgung in Zukunft zu sichern, haben die Landkreise und Städte in der Westpfalz eine Partnerschaft mit einer Universität in Ungarn geschlossen.
Nachwuchsmediziner können in Pécs – 200 Kilometer südlich von Budapest – auf Deutsch studieren und ihre Praktika dann am Westpfalzklinikum in Kaiserslautern oder umliegenden Arztpraxen absolvieren.
Otto Rubly, CDU, Landrat Kreis Kusel: „In Ungarn kostet das Studium 8.000 Euro pro Semester. Da kann man sich überlegen, dieses zu fördern. Kleine Bedingung ist natürlich, dass sie sich dann später auch mindestens 3 Jahre als Arzt niederlassen oder im Krankenhaus arbeiten, also in der medizinischen Versorgung der Westpfalz arbeiten.“
Auch wenn die Maßnahme keine kurzfristige Abhilfe schafft, versprechen sich Otto Rubly und seine Amtskollegen viel von dem Stipendienprogramm, für das sie jetzt noch Sponsoren suchen. Angehende Medizinstudenten können sich schon mal bei der Kreisverwaltung Kusel bewerben, ein Einser-Abitur ist nicht notwendig.
Auch Hendrik Hagner hat sich seinen Traum vom Medizinstudium in Pécs erfüllt. Auch er ist aus der Westpfalz – und er kann sich vorstellen, zurückzukehren.
Hendrik Hagner, Medizinstudent in Pécs: „Ich war jetzt sechs Jahre dann im Ausland und ich will dann gerne für die Anfangszeit schon zurück zur Familie und dann auch in die Region der Westpfalz.“
Allerdings als Anästhesist. Nach Jettenbach wird es ihn also eher nicht verschlagen. Und so heißt es hier weiterhin: Hausarzt dringend gesucht!