Kampf gegen Bahnlärm am Mittelrhein

Viele Menschen im Mittelrheintal werden den heutigen Tag lange herbeigesehnt haben. Seit Jahren leiden sie unter Bahnlärm. Er kann Untersuchungen zufolge sogar gesundheitliche Probleme verursachen. Jetzt soll alles besser werden – mit neuen Lärmschutzwänden auf einer Strecke von 27 Kilometern. Im rheinland-pfälzischen Weißenthurm fiel heute der Startschuss für den Bau, den Anwohner und Bürgerinitiativen lange gefordert hatten.

Rund 300 Güterzüge rollen täglich durch das Mittelrheintal. Viele davon direkt vor der Haustür von Günter Salzig. Seit 60 Jahren lebt der Rentner hier in Kamp-Bornhofen an den Gleisen. Er beobachtet schon lange, wie der Güterverkehr und mit ihm die Lärmbelastung zunimmt.
Günter Salzig, Anwohner aus Kamp-Bornhofen
„Dadurch, dass überwiegend nachts Güterzüge hier durchgeschleust werden, weil dann kein Personenverkehr stattfindet, ist das natürlich nachts störend. Und es führt eben immer wieder zu Wachphasen, weil nachts dann irgendwelche Züge durchs Tal gefahren werden. Und das mit ner recht ordentlichen Geschwindigkeit.“
Vor seinem Haus steht schon seit ein paar Jahren eine Lärmschutzwand. Durch diese sei es im ersten Stock zwar etwas leiser geworden – es sei aber immer noch zu laut. Gespräche im Freien würden immer wieder unterbrochen.
Die Politik dagegen setzt große Hoffnungen in die neuen, 130 Millionen Euro teuren Lärmschutzwände. Die nun in 20 Kommunen von Leutesdorf bis ins hessische Eltville gebaut werden sollen.
Volker Wissing, FDP, Bundesverkehrsminister
„Wir wissen, dass wir keine Allzweckwaffe haben. Es gibt keinen geräuschfreien Schienenverkehr, aber es gibt leiseren Schienenverkehr. Und die Lärmschutzwände bedeuten deutlich weniger Lärm und damit mehr Lebensqualität. Und deswegen ist es wichtig, dass wir das tun.“
Bundesverkehrsminister Volker Wissing rechnet damit, dass der Güterverkehr in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunimmt. Lärmschutzwände seien daher wichtig, aber nicht das einzige Mittel, sagt die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin.
Katrin Eder, BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, Mobilitätsministerin Rheinland-Pfalz
„Die Generalsanierung der Strecken im Mittelrheintal, die kann eine Chance sein, zusätzlich zu diesen Maßnahmen noch. Und das müssen wir bei allen Bestandsstrecken künftig auch zeigen, dass wir den Lärmschutz auch ernst nehmen, wenn wir mehr auf die Schiene wollen.“
Dazu seien weitere bauliche Maßnahmen notwendig. In sechs Orten soll der Bau der Lärmschutzwände noch in diesem Jahr beginnen, auch auf hessischer Seite. 2028 soll alles abgeschlossen sein.
Tarek Al-Wazir, BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, Verkehrsminister Hessen
„Wir müssen schneller werden in diesen Bereichen. Gleichzeitig ist auch klar: Das ist eine hochbelastete Strecke, hier kann eigentlich nur nachts gebaut werden, in wenigen Stunden. Und deswegen ist das der Grund dafür, dass es eben teilweise so lange dauert.“
In Kamp-Bornhofen soll auf 250 Metern Länge eine weitere Lärmschutzwand entstehen. Günter Salzig und Willi Pusch, die sich mit einer Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm im Mittelrheintal engagieren, geht das aber nicht weit genug.
Willi Pusch, Bürgerinitiative gegen Umweltschäden durch die Bahn
„Langfristig muss der Schienengüterverkehr hier raus, weil der Warenverkehr stetig zunimmt. Das Nadelöhr ist nun mal eben hier das Mittelrheintal. Und das muss beseitigt werden, das Nadelöhr. Und das geht nur mit dem Bau einer neuen Trasse zwischen Sankt Augustin bei Bonn bis Mainz-Bischofsheim.“
Der Bau dieser rund sieben Milliarden Euro teuren Trasse könnte sich aber noch Jahrzehnte hinziehen. Bis dahin müssen die Anwohner wohl weiter mit dem Güterverkehr leben – Lärmschutzwände hin oder her.