Kampagne soll für mehr Lehrkräfte sorgen
Der Fachkräftemangel ist längst auch in den rheinland-pfälzischen Klassenzimmern spürbar. Im Land fehlt es an mindestens 5.000 Lehrkräften – so die Einschätzung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Um wieder mehr Lehrer für den Dienst an den Schulen in Rheinland-Pfalz zu gewinnen, hat das Bildungsministerium heute eine neue Kampagne vorgestellt.
Lehrkräfte und Schüler kommen zu Wort, sollen den Lehrerberuf wieder attraktiver machen. Im Blickfeld der Kampagne: Abiturienten, angehende Referendare, Quereinsteiger und Lehrkräfte, für die ein Standortwechsel nach Rheinland-Pfalz in Frage kommt.
Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Besonderen Bedarf haben wir im Bereich der Grundschulen und der Förderschulen und der Realschulen Plus an Lehrkräften. Und wir haben auch Bedarf in bestimmten Fächern, zum Beispiel in Musik, Sport oder Kunst, in den Naturwissenschaften. In den berufsbildenden Schulen brauchen wir gerade Fachleute, die ihr Know-how aus ihrem Beruf mitbringen.“
Menschen wie Alexandra Hoffmann, die als Quereinsteigerin an einer berufsbildenden Schule im Westerwald arbeitet. Statt der Forschung im Bereich Gesundheitswissenschaften nachzugehen, hat sie sich für den Lehrberuf entschieden und will durch ihr Mitwirken an der Kampagne auch andere Menschen zum Quereinstieg ermutigen.
Alexandra Hoffmann
„Oft ist das tatsächlich so, wenn ich auch mit Menschen aus meinem Umfeld gesprochen habe, die waren sich gar nicht bewusst, dass man den Lehrberuf auch ausüben kann, wenn man nicht originär auf Lehramt studiert hat. Und deswegen möchte ich motivieren, dass diese Menschen, die auch ganz viel Berufspraxis und Lebenserfahrung mitbringen, dann eben den Lehrberuf für sich finden.“
Und damit ihrem Beispiel nachfolgen. Deutlich kritischer sieht die Kampagne die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Während sie eine Reform der Lehrkräfteausbildung für nötig hält, kritisiert der Verband Bund und Erziehung die „Entprofessionalisierung“ des Lehrerberufes durch die Landesregierung. Da diese aus der Not heraus Studierende und Abiturienten für Vertretungsunterricht einstellten. Zudem käme die Kampagne deutlich zu spät – Kritik, die auch aus der rheinland-pfälzischen Opposition kommt.27
Matthias Reuber, (CDU), Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Die Kampagne kommt zu spät. Das sieht man einmal daran, dass andere Bundesländer schon vor einigen Jahren mit verschiedenen Kampagnen gestartet sind. Man sieht es aber auch insbesondere wenn wir auf unsere eigenes Land schauen. Der Bedarf an Lehrkräften ist schon seit Jahren sehr sehr groß. Wenn ich da mal die Grundschule beispielhaft herausgreife. Von den Vertretungskräften haben ungefähr die Hälfte nicht mal das erste oder zweite Staatsexamen.“
Das Bildungsministerium erwidert: In Rheinland-Pfalz könnten im laufenden Schuljahr alle Lehrkräfte-Planstellen mit ausgebildetem Personal besetzt werden, im Vertretungsbereich sei die Personaldecke hingegen dünn.
Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Da muss dann eben auch vertreten werden durch Studierende. Das wollen wir natürlich grundsätzlich nicht, aber uns ist es lieber, wir haben Studierende, Lehramtsstudierende, die vertreten, als dass Unterricht ausfällt. Das Ziel ist aber, dass wir perspektivisch natürlich auch für den Vertretungsbereich wieder qualifizierte, grundständig ausgebildete Lehrkräfte bekommen.“