Galeria Karstadt Kaufhof will in Hessen sieben Kaufhäuser schließen

Schlechte Nachrichten für viele Mitarbeiter des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Bundesweit sollen 52 Filialen geschlossen werden, rund 5.000 Angestellte könnten ihren Job verlieren. Allein in Hessen stehen sieben Kaufhäuser vor dem Aus. Auch das in Hanau.

Heute Morgen um Punkt 10 Uhr. Das Galeria-Kaufhaus in der Hanauer Innenstadt öffnet seine Türen. Ende des Jahres wird damit Schluss sein, denn die Filiale muss schließen.
Waltraud Neudecker
„Das ist schon sehr schlimm. Wir kaufen hier gerne ein. Sind mindestens zwei Mal in der Woche hier.“
Katja Sala
„Es wird immer schlimmer werden. Es ist ja kaum noch irgendwas da, was Hanau lohnenswert macht, einkaufen zu gehen. Also ich kann verstehen, wenn man von außerhalb gar nicht mehr hier herkommen will.“
Oberbürgermeister Claus Kaminksy spricht von einer „Horrornachricht“ für die Beschäftigten. Jetzt will die Stadt die Immobilie selbst kaufen. Denn die Innenstädte befänden sich in einem „Schicksalsjahrzehnt“.
Claus Kaminsky, SPD, Oberbürgermeister Hanau
„Es geht künftig in den Innenstädten natürlich um Einkaufen, aber nicht mehr nur. Es geht um Kultur, es geht um gastronomische Angebote. Es geht um Flair. Es geht um Ambiente, es geht darum, Orte der Begegnung zu schaffen. Und so stellen wir uns die Zukunft vor und da brauchen wir auch eine gute Entwicklung von Kaufhof.“
21 Filialen gibt es insgesamt in Hessen und Rheinland-Pfalz. Die sechs Warenhäuser in Rheinland-Pfalz bleiben alle erhalten. In Hessen werden insgesamt sieben Filialen schließen. Zwei Häuser in Offenbach und Wiesbaden bereits Ende Juni. Die Filialen in Hanau, Limburg und Viernheim dann Ende des Jahres. Auch die Galeria-Kaufhäuser in der Frankfurter Zeil und am weißen Turm in Darmstadt schließen dann ihre Türen.
Die Begründung des insolventen Konzerns:
„Für sie besteht angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive.“
Die hessische Landesregierung spricht von einem „bitteren Tag für die Beschäftigten“ und für die Städte, denen jetzt weiterer Leerstand drohe.
Boris Rhein, CDU, Ministerpräsident Hessen
„Es ist eine besorgniserregende Entwicklung. Galeria Kaufhof gehört in die hessischen Innenstädte und ist ein ganz wichtiger Anker vor Ort in den hessischen Innenstädten. Und deswegen steht unser Gesprächsangebot, das Wirtschaftsministerium und der Wirtschaftsminister wollen im Gespräch sein mit Galeria um die besten Lösungen insbesondere natürlich für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden.“
Galeria hatte im Oktober bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Insolvenz angemeldet. Als Gründe nannte der Konzern die Konsumflaute und die gestiegenen Energiepreise. Die Folge: der nächste Sanierungsplan. Weitere Schließungen und Stellenabbau. Nach Ansicht der Gewerkschaft ist an der Schieflage vor allem das Management Schuld.
Marcel Schäuble, ver.di Hessen
„Es gab hierzu eine Beschäftigtenbefragung wo über 50.000 Rückmeldungen kamen, was in den Filialen nicht rund läuft, was an den Sortimenten geändert werden müsste, wo die Kundenwünsche sich hin orientieren, all diese Dinge sind nicht berücksichtigt worden, man hat eigentlich so weitergemacht wie bisher und das war der Fehler.“
Der Konzern will die verbleibenden Filialen jetzt umfassend modernisieren. Der Bekleidungsbereich soll gestärkt werden. Die einzelnen Häuser sollen mehr Eigenständigkeit erhalten und sich mehr lokal ausrichten.
Prof. Thomas Roeb, Wirtschaftswissenschaftler und Handelsexperte
„Es gibt ja die berühmte Definition von Wahnsinn. Dass Wahnsinn das ist, wenn jeder immer wieder dasselbe macht und immer und trotzdem jedes Mal ein anderes Ergebnis erwartet. Also diese Lokalisierung ist schon viele Jahre alt, konnte aber bis jetzt nicht erfolgreich umgesetzt werden.“
Jetzt richten sich die Blicke nach Essen, wo sich Ende des Monats die Gläubiger versammeln. Experten gehen davon aus, dass sie dem neuen Sanierungsplan zustimmen. Falls aber nicht, könnten sogar alle Filialen ihre Türen endgültig schließen müssen.