Jugendlicher soll Obdachlosen ermordet haben

Es war ein Verbrechen, dass Ende Jahres eine ganze Stadt geschockt hat. In Darmstadt hatte ein gerade einmal fünfzehnjähriger Junge in der Nacht zum 15. November einen Obdachlosen mit Schlägen und Tritten so stark verletzt, dass der 57 jährige am folgenden Tag verstarb. Der mutmaßliche Täter und sein drei Jahre ältere Bruder, die beide die bulgarische Staatsangehörigkeit besitzen, stehen seit heute vor Gericht.

Heute ist nichts mehr zu erkennen von der schrecklichen Tat, die sich hier vor gut einem halben Jahr ereignet hat. Nur 300 Meter vom Tatort entfernt, in Saal 3 des Darmstädter Landgerichts beginnt heute der Prozess gegen den 15 Jährigen mutmaßlichen Täter und seinen 18 Jährigen Bruder. Wegen des Alters des Angeklagten müssen die Kameras aus bleiben, sobald er den Saal betritt.
Elena Beyer, Staatsanwältin:
„Den beiden Angeklagten wird vorgeworfen zunächst den Geschädigten unter Anwendung von Schlägen die EC-Karte und Kleingeld entwendet zu haben. Im Anschluss sollen sich die beiden Angeklagten dann zunächst von dem Geschädigten entfernt haben und schließlich soll der jüngere der beiden Angeklagten noch einmal zurückgekommen sein und den Geschädigten unter Anwendung von Schlägen und Tritten schließlich getötet haben.“
Nach der Tat war die Anteilnahme Darmstadt groß. Viele Menschen legen Blumen am Tatort nieder. Besonders die Brutalität der Tat ist auch heute noch für viele kaum zu begreifen.
Robert Murmann, Reporter:
„87 Tritte und 16 Faustschläge auf Kopf und Oberkörper des Opfers soll der 15 jährige abgegeben haben, so lautet die Anklage. Das vierminütige Martyrium hatte eine Überwachungskamera am Luisenplatz aufgezeichnet. Der junge Mann erscheint heute im blauen Trainingsanzug vor Gericht und nimmt die Anklage mit unbewegter Miene entgegen.“
Obwohl beide Angeklagte heute ihre Taten gestehen, sind vier weitere Verhandlungstage angesetzt. Es muss geklärt werden, ob Alkohol die Schuldfähigkeit der Angeklagten beeinflusst hat und auch die Rolle, die die Polizeibeamten in der Nacht gespielt haben, wirft Fragen auf.
Robert Murmann, Reporter:
„So berichtet ein Zeuge heute, dass die von ihm alarmierten Polizisten bei ihrer ersten Kontrolle der Brüder auf dem Luisenplatz nicht einmal aus dem Streifenwagen ausgestiegen seien. Als dann die Gewalt eskaliert sei, habe er wieder den Notruf gewählt, doch die Beamten hätten ihn nicht ernst genommen und seien nur widerwillig erneut zum Tatort ausgerückt. Auf seinen Hinweis, man könne das Geschehen auf dem Platz doch sicherlich über die Überwachungskameras verfolgen, hätte niemand reagiert.“
Dem 15 Jährigen droht bei einer Verurteilung wegen Mordes eine Jugendstrafe von maximal zehn Jahren. Das Urteil soll am 28. Juni fallen.