Jahresempfang der Wirtschaft

Zwei Jahre lang ist der Jahresempfang der Wirtschaft in Rheinland-Pfalz wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Doch gestern Abend konnte die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen wieder rund 3.000 Unternehmer, Politiker und Repräsentanten der Region in der Mainzer Rheingoldhalle versammeln.

So fröhlich und unbeschwert die Stimmung beim Jahresempfang der Wirtschaft auch scheint – wegen gestörter Lieferketten, Energiekrise und Fachkräftemangel drohen immer mehr Unternehmer, den Mut zu verlieren. Umso wichtiger sei es jetzt, stellt der Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen klar, die Ärmel hochzukrempeln.
Hans-Jörg Friese, Präsident Handwerkskammer Rheinhessen
„Ich frage Sie nun, wie schaffen wir es, dass wieder ein Ruck durch unsere Gesellschaft geht ? Wie schaffen wir wieder Mut und Zuversicht zu schaffen und diesen auch an unsere Mitarbeiter und auch an unsere Mitmenschen weiterzugeben ?“
Ministerpräsidentin Malu Dreyer verweist bei einer Podiumsdiskussion, geleitet von 17:30-Sat.1-Live-Moderator Markus Appelmann, auf frühere Krisen. Selbst auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie habe Rheinland-Pfalz bewiesen, wie standfest es sei.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Wir sind wirtschaftsstark, wir sind finanzstark, seit einigen Jahren jetzt. Wir haben eine unglaublich solidarische Gesellschaft und es gibt uns wirklich den Mut durch die Krisen auch weiterhin gemeinschaftlich gut zu kommen.“
Doch für die größten Probleme hat auch die Landesregierung keine schnelle Lösung. Beim Jahresempfang fordert die Wirtschaft von der Politik mehr Unterstützung. So dürfe diese in der aktuellen Energiekrise die Nutzung von Atomkraft und heimischem Erdgas nicht vorschnell für ungeeignet erklären. Es bestehe die Gefahr …
Peter Hähner, Präsident Industrie- und Handelskammer Rheinhessen
„… dadurch, dass die Erdgasspeicher dann voll sind, dass man jetzt wieder in eine gewisse Entspannung kommt, und der Druck aufhört. Nein, der Druck muss hoch sein, Wir müssen uns auf der Energiethematik wahnsinnig ändern und das muss schnell gehen.“
Um den Ärztemangel zu beheben, seien zum Beispiel mehr Studienplätze notwendig.
Dr. Günther Matheis, Präsident Landesärztekammer Rheinland-Pfalz
„Insgesamt würde ich schätzen, dass wir für die Medizin, für die Medizinerausbildung eine Kapazitätserhöhung von etwa 10 % brauchen; das wären Deutschlandweite etwa 5.000 bis 6.000 neue Studienplätze.“
Doch die Politik sieht auch die Wirtschaft in der Pflicht. Die Unternehmern müssten mehr junge Menschen ausbilden, die Arbeitsbedingungen verbessern und Fachkräften langfristige Perspektiven bieten.
Alexander Schweitzer, SPD, Arbeitsminister Rheinland-Pfalz
„Heute kann ich nicht mehr verstehen, wenn irgendjemand in einem privaten Betrieb tatsächlich zeitlich befristete Arbeitsverträge nur ausgibt, wo man froh sein muss, dass man die Menschen gewinnt.“
Am Ende sind sich Unternehmer und Politiker einig: Die großen Probleme können sie nur gemeinsam lösen. Wenn sie dabei vorankommen, könnte die Stimmung beim nächsten Jahresempfang schon besser sein.