Interview mit Politikwissenschaftler Uwe Jun zu Alexander Schweitzer

Wie werden die Rheinland-Pfälzer den Ministerpräsidenten-Wechsel spüren? Was bedeutet das für die nächsten Landtagswahlen 2026 – auch für den designierten CDU-Kandidaten Gordon Schnieder?

Markus Appelmann, Moderator:
Ich grüße Sie, Professor Uwe Jun von der Universität in Trier.
Prof. Uwe Jun, Politikwissenschaftler Universität Trier:
Guten Abend, Herr Appelmann.
Appelmann:
Nach elf Jahren Ministerpräsidentin Malu Dreyer folgt nun Ministerpräsident Alexander Schweitzer. Was wird sich ändern durch diesen Wechsel? Wo werden es die Bürger spüren?
Jun:
Die Bürger werden es kaum spüren, da Herr Schweitzer ja schon lange auch dem Kabinett angehört und im Wesentlichen die Politik durch die Ampelkoalition bestimmt wird. Das heißt, Herr Schweizer hat ja jetzt auch nicht angekündigt, dass es gravierende Veränderungen geben kann und wird, weil eben die Koalitionsvereinbarung nach wie vor gilt und weil eben hier auch die Politikinhalte, die bisher die Ampelkoalition in dieser Regierung versucht hat durchzuführen, im Wesentlichen bestehen bleiben. Das heißt also, Herr Schweitzer wird sicherlich einen anderen Führungsstil prägen, er wird sicherlich seine Persönlichkeit mehr einbringen, aber für den Bürger wird das keine wesentlichen Veränderungen bringen.
Appelmann:
Die nächste Landtagswahl im Frühling 2026 wird für die Sozialdemokraten kein Selbstläufer. Die Jahrhundert-Katastrophe im Ahrtal belastet die Regierung im Land und dazu ein Bundestrend mit schwachen Umfrageergebnissen gegen die SPD. Was muss Alexander Schweitzer tun, um auch über 2026 hinaus Ministerpräsident zu bleiben?
Jun:
Das Wichtigste für ihn wird sein, in diese großen Fußstapfen, die Malu Dreyer hinterlässt, entsprechend hineinzuschlüpfen. Und das heißt eben eine ähnlich hohe Popularität zu erreichen, ähnlich hohe Sympathiewerte wie die ausgeschiedene Ministerpräsidentin, wie Malu Dreyer. Das ist keine leichte Aufgabe, denn es hat sich für die SPD bisher immer positiv ausgewirkt, wenn die Spitzenkandidaten sehr populär waren. Aber das braucht Zeit, um dieses zu erreichen. Kurt Beck stand dafür, nun auch Malu Dreyer, und deswegen war es gut, dass Herr Schweitzer jetzt schon knapp zwei Jahre Zeit hat, um eben diese Popularität, diese Sympathie zu erwerben und sich im Land entsprechend bekannt machen zu können.
Appelmann:
Es ist klar, Alexander Schweitzer wird Spitzenkandidat bei der nächsten Landtagswahl für die SPD. Auch bei der CDU läuft alles auf Gordon Schnieder hinaus, der wohl beim nächsten Landesparteitag in Frankenthal zum Spitzenkandidaten gewählt wird. Ist es für den CDU-Kandidaten nun schwerer oder einfacher geworden?
Jun:
Die Karten werden neu gemischt, müsste man sagen. Und das kann sich am Ende für Herrn Schneider positiv auswirken. Wenn es Herrn Schweitzer nicht gelingen sollte, die hohen Popularitäts- und Sympathiewerte von Frau Dreyer zu erreichen oder wenn es im Regierungsalltag zum Stocken kommt, wenn es da Schwierigkeiten gibt, wenn es zwischen den Koalitionären nicht reibungslos läuft – das sind dann die Hoffnungen, die Herr Schnieder hegen kann. Auf jeden Fall kann man sagen, dass es für Herrn Schweitzer keine einfache Aufgabe wird, die hohen gestellten Anforderungen zu erfüllen und dass die Karten eben neu gemischt werden. Und Herr Schweitzer hat sicherlich den Vorteil des Amtsbonus gegenüber Herrn Schnieder, aber Herr Schnieder hat jetzt ja auch fast zwei Jahre Zeit, um sich im Land bekannt zu machen und seine Inhalte, seine Persönlichkeit den Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzern vorzustellen.
Appelmann:
Danke für Ihre Einschätzungen – Politikwissenschaftler Professor Uwe Jun.
Jun:
Danke und viele Grüße aus Trier.