Interview mit Julius Wagner, DEHOGA Hessen

Abgesagte Weihnachtsfeiern, in Hessen müssen Ungeimpfte zum Restaurantbesuch einen PCR-Test machen. Wieder harte Zeiten für die Gastronomie?

Eva Dieterle, Moderatorin: Das sind angespannte Zeiten… Darüber spreche ich jetzt mit Julius Wagner, dem Hauptgeschäftsführer des hessischen Hotel- und Gastro-Verbandes DEHOGA. Guten Tag, Herr Wagner.
Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer DEHOGA Hessen: Guten Tag! Hallo!
Dieterle: Das muss sich doch für Sie und für die Gastronomen anfühlen wie ein Déjà-vu?
Wagner: Das kann man wohl so sagen ein kollektives Déjà-vu. Wir stehen im zweiten Corona-Winter und tatsächlich fühlt sich das für die Gastronomen vielfach so an wie im letzten. Wenngleich eine große Veränderung haben wir: Wir sind nicht im Lockdown.
Dieterle: Wenn Sie jetzt auf das Weihnachtsgeschäft blicken, wie schlimm ist es?
Wagner: Die wirtschaftlichen Schäden, die wir gerade erleben, die sind durchaus nennenswert. Wir erleben eine richtige Welle an Stornierungen, vor allen Dingen aus dem Bereich der Weihnachts-Firmenfeiern. Firmen halten ihre Mitarbeiter aufgrund ihrer Fürsorgepflicht mehr und mehr zurück. Es ist im Land durchaus unterschiedlich. Es gibt auch viele Landgasthöfe, wo wir positive Rückmeldungen haben, aber insgesamt überwiegt die Verunsicherung der Gäste ganz deutlich.
Dieterle: Wie sehr verschärft die neue PCR-Testpflicht für Ungeimpfte in Hessen, die zum Beispiel ins Restaurant wollen, jetzt die Situation?
Wagner: Das ist nicht ganz so einfach und klar zu beantworten. Grundsätzlich ist natürlich die Verschärfung der PCR-Pflicht, jetzt etwas, was den Gästen den Gang zum Restaurant erschwert. Wer macht einen teuren Test, PCR, um vielleicht nur abends Eeo ssen zu gehen oder irgendeinen Cappuccino trinken zu gehen? Das findet sicher nicht statt, das ist wie ein faktisches 2G. Andererseits sind die Zahlen derart dramatisch gestiegen, dass wahrscheinlich auch ohne das PCR-Test-Erfordernis wir durchaus diese Welle an Absagen erleben würden.
Dieterle: Was fordern sie jetzt von der Politik? Was würden Sie anders machen oder sich anders wünschen?
Wagner: Es gibt viele Wünsche, allerdings auch den größten, den uns, glaube ich, alle begleitet, den Politik so nicht erfüllen kann, nämlich dass wir endlich ein Ende dieser Pandemie erleben. Wichtig für das Gastgewerbe ist, und da zählen wir tatsächlich auf die Aussagen von Politik in Bund und Land, dass wir tatsächlich keinen erneuten Lockdown im Gastgewerbe bekommen, sondern mit bestehenden Regeln – auch perspektivisch womöglich 2G – geöffnet bleiben können. Das ist ganz entscheidend. Und daneben ist es sicherlich wichtig, auch um ein Stück weit die große Verunsicherung in der Branche und bei den Mitarbeitern abnehmen zu können, dass wir eine zugesagte Verlängerung der Wirtschaftshilfen für das Gastgewerbe mindestens bis ins Frühjahr des kommenden Jahres hinein erhalten.
Dieterle: Das fordert und wünscht sich die DEHOGA. Herr Wagner, vielen Dank für das Interview.
Wagner: Danke Ihnen!