Internationaler Frauentag

Heute ist Weltfrauentag und es zeigt sich einmal mehr: Frauen sind in vielen Berufen immer noch schlechter gestellt als Männer und verdienen auch weniger. Ein Handwerksbetrieb in Windesheim bei Bad Kreuznach braucht jedoch keinen Weltfrauentag, um Frauen gleichzustellen. Hier hat man schon vor Jahren gehandelt.

In der Malerwerkstätte Leisenheimer ist eine leistungsgerechte Bezahlung unabhängig vom Geschlecht heute ebenso Bestandteil der Betriebs-DNA wie Pinsel und Spachtel. Für Iris Leisenheimer selbstverständlich seit sie bei einem Leistungsvergleich zweier Mitarbeiter merkt:
Iris Leisenheimer, Kaufmännische Leitung Malerwerkstätten Leisenheimer
„Der Mann kann zum Beispiel gar keine Fenster lackieren. Und sie konnte super Fenster lackieren. Die haben wir dann auch gefördert mit einer Weiterbildung. Und dann hab ich gesehen: Aber die verdient ja viel weniger wie er, vom Stundenlohn her. Und dann hab ich den Stundenlohn von uns aus angeglichen.“
20 Jahre lang leitet Iris Leisenheimer den Malerbetrieb mit ihrem Mann. Individuelle Förderung, flexible Teilzeitmodelle, Kindernotbetreuung – nichts lässt sie unversucht, um mehr Frauen zu beschäftigen. Doch mit der Familiengründung sei für die meisten Schluss.
Iris Leisenheimer, Kaufmännische Leitung Malerwerkstätten Leisenheimer
„Ja, mit den Kinder, und das kriegen sie nicht hin. Und dann haben sie keinen Mann, der das Kind in den Kindergarten bringt oder dann kommt das zweite Kind schon wieder und … Also, sie kriegen auch zu wenig Unterstützung von ihren Männern. Das habe ich so festgestellt.“

Weil Frauen mit der Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen eingebunden sind, sind sie häufiger in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt. In Rheinland-Pfalz verdienen sie branchenübergreifend 15 Prozent weniger als Männer, bei vergleichbarer Arbeit immer noch fünf Prozent weniger.
Eine Lücke, die auch die rheinland-pfälzische Frauen- und Familienministerin Katharina Binz schließen will. Mit mehr Aufklärung und Programmen, die Frauen Führungspositionen auch in Teilzeit ermöglichen.

Katharina Binz, Bündnis 90/Die Grünen, Frauen- und Familienministerin Rheinland-Pfalz
„Wir können es uns als Gesellschaft – und auch die Wirtschaft kann es sich einfach nicht mehr erlauben, auch auf Frauen zu verzichten. Auch darauf zu verzichten, dass Frauen auch in Teilzeit wirklich in Führungspositionen dann auch tätig sind und gegebenenfalls natürlich dann auch wieder in Vollzeit arbeiten können.“
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert Reformen, um die Arbeitsbedingungen von Frauen zu verbessern.
Susanne Wingertszahn, Vorsitzende DGB Rheinland-Pfalz / Saarland
„Es müssen auch steuerliche Anreize beseitigt werden, die dazu führen, dass Frauen auch nicht ihre Arbeitszeit aufstocken, weil es sich unterm Strich nicht weiter lohnt, weil der Mann mehr verdient. Es muss auf der anderen Seite auch ein Paradigmenwechsel passieren, dass mehr Männer auch Pflege- und Sorgearbeit übernehmen.“
Das würde auch Iris Leisenheimer helfen. Aktuell fehlen ihrem Betrieb drei Fachkräfte. Das möchte sie gerne genauso schnell ändern wie die Tatsache, dass es unter ihren zwölf Mitarbeitern aktuell nur noch eine Frau gibt.