Intelligentes Giessen in Mainz

Auch wenn die ganz große Trockenheit vorbei ist, die Folgen sind immer noch zu spüren. Bestimmt haben auch Sie schon überall vertrocknetes Laub entdeckt. Das hat nicht nur damit zu tun, dass der Herbst anklopft, sondern auch, weil es den Bäumen diesen Sommer schlichtweg zu heiß war. Ein Pilot-Projekt aus Mainz testet deshalb, wie man mithilfe von Sensoren Bäume intelligenter gießen kann. Na dann, Wasser marsch!

Durstlöscher für Laub- und Nadel-Riesen. Wann welcher Baum Wasser benötigt, messen in Mainz nun diese Sensoren an zehn Jungbäumen. Denn gerade diese müssen häufig gegossen werden, weil ihre Wurzeln noch nicht so tief im Boden stecken.
Daniel Stölzle, Innovationsmanager Mainzer Stadtwerke
„Der Sensor misst kontinuierlich die Werte, sodass am Ende des Tages eine Kurve auch entsteht. Und das ist ganz wichtig, weil, wenn der Baum schon durstig ist und man dann zwei Tage später erst kommt, um zu gießen, dann ist es meistens zu spät. Das heißt, die Kunst hintendran ist, kontinuierlich zu messen, und an der kontinuierlich entstehenden Kurve rechtzeitig zu identifizieren, wann der Baum gegossen werden muss.“
Dafür werden Schrauben wenige Millimeter in die Rinde bis zu den sogenannten wasserführenden Schichten gebohrt. Denn hier fließt das Wasser von den Wurzeln hoch in die Baumkrone. Die Schrauben messen den Widerstand in den Schichten. Ist viel Wasser drin, ist auch der Widerstand gering. Wird der Widerstand höher, wird der Baum langsam durstig. Ein Baum kann da Indikator für viele sein.
Daniel Stölzle, Innovationsmanager Mainzer Stadtwerke
„Wenn dieser Baum mehrfach an einer Stelle vorkommt und die klimatischen Bedingungen ähnlich sind, dann kann man mit einem Sensor auch zehn, fünfzehn Bäume eben sensieren. Und dann muss man nicht für jeden Baum einen einzelnen Sensor ausbringen.“
In Mainz kooperieren dafür die Stadtwerke mit der Wohnungsbaugesellschaft, auf deren Gelände die Test-Bäume stehen. Die Idee und Technik dahinter stellt ein Münchner Start-up. Es wertet die Daten aus und kann der Wohnbau so mitteilen, wann ein Baum gegossen werden muss, damit Gärtner nur dann aktiv werden, wenn es nötig ist. Das hilft dem Baum, spart Wasser und Ressourcen.
Semir Babajić, Gründer von „Treesense“
„Nach diesen langen Trockenperioden, die wir da hatten zwei, drei Wochen, hatten wir auch einen Regenschauer. Und jetzt würde man meinen, der Baum, der erholt sich wieder auf das Ursprungsniveau. Das war aber nicht der Fall. Also selbst, wenn’s mehr geregnet hat, haben wir schon gemerkt, dass Bäume eine Zeit lang brauchen, um das Wasser wieder aufzunehmen. Also es geht alles einher ein bisschen mit dem Klimawandel. Erhöhte Temperaturen, längere Trockenperioden, längere Regenperioden.“
Die Daten geben auch Informationen über beispielsweise Umwelteinflüsse, die weitere Baumpflege oder:
Semir Babajić, Gründer von „Treesense“:
Welchen Einfluss der Frost hat. Da haben wir mit unserer Sensorik auch zum ersten Mal die Möglichkeit, Frostreaktionen des Baums zu erkennen und zu bemessen. Und da wird’s auch spannend zu sehen, was der Winter für einen Einfluss auf die Reaktion der Bäume im Sommer hat.“
Die zehn Test-Bäume werden künftig noch Verstärkung bekommen: Auch das Mainzer Grün- und Umweltamt möchte mit in das Projekt einsteigen und Werte für alle städtischen Bäume sammeln, um auch im nächsten Sommer zu messen, ob ein Baum durstig ist oder nicht.