In Rheinland-Pfalz fehlt es an Auszubildenden

Die Zahl der Auszubildenden in Rheinland-Pfalz ist seit Jahren rückläufig. Mit unter 23.000 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wurde im vergangenen Jahr ein neuer Negativrekord erreicht. Das geht aus dem heute vorgestellten Ausbildungsreport hervor. Auch ein Malerbetrieb aus dem Kreis Bad Kreuznach sucht dringend Verstärkung – aktuell gibt es hier nur einen einzigen Auszubildenden.

Steven Feldman packt fleißig mit an. Nach der Dämmung trägt er heute zusammen mit seinen erfahreneren Kollegen an diesem Wohnhaus in Stromberg den Putz auf. Der 18-Jährige aus Rüdesheim absolviert seit August eine dreijährige Ausbildung zum Maler und Lackierer. Mit seiner Berufswahl ist er bislang sehr zufrieden.
Steven Feldman, Auszubildender
„Streichen, dass man auch viel in der Sonne ist, zum Beispiel, ist auch gut. … Es reizt mich schon auch draußen zu arbeiten, zum Beispiel. Oder auch körperlich mich halt bewegen. Weil, jetzt zum Beispiel im Büro sitzen, also das wäre jetzt nichts für mich.“
Die Idee zur Maler-Ausbildung kam von Steven, der Kontakt zum Betrieb von einem Lehrer. Keine Selbstverständlichkeit, weiß die kaufmännische Leiterin Iris Leisenheimer. Gerne würde sie kommenden Sommer bis zu drei neue Auszubildende einstellen, doch es gibt keine Bewerber.
Iris Leisenheimer, Kaufmännische Leitung Malerwerkstätte Leisenheimer
„Und das müsste einfach in die Schulen rein. Die Schüler wissen das nicht. Die wissen einfach mit dem Beruf nichts anzufangen. Die wissen nicht, was ist denn ein Maler, ein Maurer. Was macht der denn? Was tut der denn? Und die müssen bei uns jedes Mal mindestens ein vierzehntägiges Praktikum machen, um einfach mal zu sehen: Ist es das? Wir hatten jetzt einen, der wollte die Ausbildung bei uns beginnen, kam nur auf die dritte Gerüstlage und dann ist ihm schlecht geworden.“
Kaum neue Auszubildende, immer mehr Kündigungen. Wegen fehlendem Personal müsse die Firma immer wieder Aufträge absagen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund findet, dass die schulischen Angebote zur Berufsorientierung nicht ausreichen. Bei einer Umfrage gab die Hälfte der Auszubildenden in Rheinland-Pfalz an, dass ihnen die bestehenden Angebote bei der Berufswahl nicht geholfen hätten.
Maria Leurs, Bezirksjugendsekretärin DGB Rheinland-Pfalz
„Das zeigt uns natürlich ganz klar, dass hier die Angebote nicht auf die jungen Menschen zugeschnitten sind. Und nicht auf deren Interessen eingehen. Und da ist natürlich ganz klar Nachbesserungsbedarf da.“
Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit sei lediglich von jedem Vierten genutzt worden und somit noch zu unbekannt. Mit einer Ausbildungsquote von lediglich 20 Prozent seien aber auch die Unternehmen gefordert. Zudem müsse die Politik attraktivere Rahmenbedingungen schaffen.
Susanne Wingertszahn, DGB Vorsitzende Rheinland-Pfalz
„Wir brauchen Unterstützung der Auszubildenden was die Mobilität angeht. Da könnte oder würde ein Azubi-Ticket sehr stark helfen. Und wir brauchen gute Rahmenbedingungen auch beim Wohnen. Wir brauchen bezahlbares Wohnen auch für Auszubildende. Und deshalb sind Azubiwohnheime ein sinnvolles Instrument.“
Azubi Steven Feldman will nach seiner Ausbildung weiter als Maler und Lackierer arbeiten. Iris Leisenheimer hofft, dass er ihrem Betrieb erhalten bleibt und bald weitere Auszubildende hinzukommen. Um künftig keine Aufträge mehr wegen Personalmangels absagen zu müssen.