Immer weniger Menschen wagen Schritt in die Selbständigkeit

Das Mainzer Pharma-Unternehmen BioNTech, das mit Impfstoffen Milliarden verdient hat, war einmal ein Start-up. Aber: Unternehmen gründen, Risiken eingehen, sein eigener Chef sein – dieser Unternehmer-Geist ist im „Angestelltenland“ Deutschland nicht besonders stark ausgeprägt. Und die Herausforderungen für Unternehmensgründer sind eher gewachsen, denn eine Krise jagt die nächste. Und dennoch gibt es aus Rheinland-Pfalz heute auch gute Nachrichten.

Egal ob ein Friseursalon, ein Restaurant, oder eine Impfstoffschmiede für die ganze Welt – sie alle wurden von mutigen Menschen gegründet.
Nach dem neuen Gründungsreport der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern haben 2022 rund 32.000 Menschen in Rheinland-Pfalz ein Gewerbe angemeldet. Gleichzeitig haben rund 27.000 Menschen ihren Betrieb aufgegeben. Unter dem Strich gibt es also 4.000 Unternehmen mehr am Markt.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK Rheinland-Pfalz
„Man muss aber zu ’21 sehen, da ist es ein Rückgang gewesen. In Summe hätte es noch schlimmer kommen können wegen der vielen Krisen.“
Doch nicht nur die Corona-Krise, die hohen Energiepreise und steigenden Kreditzinsen haben die Zahl der Gründungen sinken lassen, sondern auch die Alterung der Gesellschaft. Denn weniger junge Menschen bedeuten weniger junge Gründer.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK Rheinland-Pfalz
„Es wird so ein bisschen aufgefangen durch einen Trend, dass sich mehr Frauen trauen, sich selbstständig zu machen und auch erfreulich, dass sich mehr Migranten selbstständig machen. Jede dritte Gründung ist von einer Frau, jede sechste von einem Migranten.“
Um die Zahl der Gründungen zu erhöhen, sei vor allem eines wichtig: eine bessere Schulbildung.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK Rheinland-Pfalz
„Wir brauchen eine deutlich stärkere Start-up-Kultur, das muss in den Schulen beginnen mit dem ökonomischen Wissen, aber auch in den Hochschulen stärker integriert werden. Wir brauchen aber auch eine Finanzierungszene, die noch finanzkräftiger wird; da sind wir in Deutschland insgesamt im europäischen und weltweiten Vergleich zu schwach.“
Mehr Wirtschaftswissen an den Schulen, mehr Risiko-Kapital für Start-ups, weniger Bürokratie: Nach Ansicht der IHK muss viel geschehen, damit aus dem Angestelltenland Deutschland ein Gründerland wird.