Im Weltnaturerbe Grube Messel wird wieder gegraben

Die Grube Messel bei Darmstadt steht seit 1995 auf der UNESCO-Welterbeliste. Sie war das erste deutsche Weltnaturerbe – und das hat einen ganz besonderen Grund. Hier ist zum Beispiel die 48 Millionen Jahre alte Affendame Ida gefunden worden, ein sensationell erhaltenes Fossil. Immer wieder machen die Forscher hier Funde, die sonst fast nirgendwo auf der Welt entdeckt werden.

Der Blick geht nach unten, die Lupe ist immer parat. Ein Team des Frankfurter Senckenberg-Instituts für Naturforschung untersucht Schiefer. 48 Millionen Jahre alten Schiefer.
Ob Insekt, Pflanze, oder Wirbeltier, das wird direkt vermerkt. Die meisten Funde sind sehr klein.
Das Team hier in der Grube Messel: Präparatoren, Studenten, Forscher. Mehrmals im Jahr sind sie auf der Jagd nach versteinerten Tieren oder Pflanzen, – nach Fossilien.
Dr. Sonja Wedmann, Grabungsleiterin Senckenberg Forschungsinstitut
„Wie viele, das kann ich gar nicht sagen. Also, jetzt gerade heute ist ein sehr fundreicher Tag, also da werden ganz viele kleine tolle Funde gemacht.“
Ein echter Sensationsfund aus der Grube Messel ist das Urpferd. Wie das vor 48 Millionen Jahren aussah, konnten die Wissenschaftler mittlerweile sehr genau bestimmen. Das Weltnaturerbe bei Darmstadt ist ein Paradies für Forscher. Vor 48 Millionen Jahren war das hier ein See, der durch einen Vulkanausbruch entstanden ist.
Dr. Sonja Wedmann, Grabungsleiterin Senckenberg Forschungsstation
„Ja, man findet hier so tolle Funde, weil das ein ehemaliger Maarsee war und auf dem Grund des Maarsees waren ganz besondere Bedingungen, ganz besondere Fossilisationsbedingungen, die es ermöglichen, dass die Funde quasi ungestört überliefert werden und in ganz hervorragender Erhaltung.“
So wie dieses Blatt – oder ist es doch der Teil eines Insekts? Uneinigkeit im Grabungsteam.
„Ist gerade schwierig zu erkennen. Aber ich würde sagen, eher eine Pflanze, ja, also von daher: Blatt.“
Ein versteinertes Blatt! Jetzt ist Schiefernachschub gefragt. Schon beim Herauslösen der Platten erkennen die Senckenberg-Forscher, ob in dem Schiefer viele 48 Millionen Jahre alte Tiere oder Pflanzen stecken.
David Kuhlmann, Präparator
„Eine schöne Platte ist eben aufgerissen. Also, man schaut richtig auf eine Schicht, wo dann auch komplette Insekten und komplette Fossilien drauf liegen können, die unzerrissen sind.“
Alle Funde werden später in der Forschungsstation weiter untersucht. – Es kann immer etwas Besonderes dabei sein.
Dr. Sonja Wedmann, Grabungsleiterin Senckenberg Forschungsinstitut
„Ein schönes Wirbeltier, nicht Fisch, wäre besonders toll. Aber das ist natürlich sehr sehr sehr selten. Aber das macht es eben so spannend.“
Den letzten sensationellen Fund hatte das Team erst vor ein paar Monaten. Ein inzwischen teilweise präparierter Vogel einer bisher unbekannten Art. Das genaue Forschungsergebnis steht noch aus.
Und es schlummern noch unzählige Fossilien im Ölschiefer der Grube Messel. Tiere und Pflanzen, die hier vor 48 Millionen Jahren gelebt haben.