Im Portrait: Der Klavierstimmer der Alten Oper

Diesen Ohren entgeht nichts: Daniel Brech hört jedes Manko, jede noch so kleinste Verschiebung eines Tons – und er behebt sie, denn Daniel Brech ist gelernter Klavierbauer und seit 17 Jahren für die Konzertflügel in der Frankfurter Alten Oper zuständig. Wir stellen Ihnen diesen ganz besonderen Beruf vor.

 

Daniel Brech, Klavierbauer: „Es geht um zum Beispiel um die Oktave, dass die einfach ruhig klingt. Es geht um die Quinte, dass die möglich ruhig klingt. Es geht um Intervalle, es geht um Terzen, dass die gut klingen; nicht zu schnell sind, dass die einen schönen Verlauf haben nebeneinander. Und das sind Sachen, die kann man… die hört man. Schwebungen kann man hören. Das lernt man in der Ausbildung.“
In der Werkstatt bereitet Daniel Brech die Klaviere auf ihre Auftritte vor. Für Konzerte von Künstlern wie Lang Lang, Jewgeni Kissin oder Elton John hat er bereits die Klaviere gestimmt. Während die meisten Musiker mit ihren eigenen Instrumenten reisen, sind Pianisten auf Experten wie Brech angewiesen, die vor Ort das Klavier für sie vorbereiten. Bis zu 2400 Menschen lauschen im großen Saal der Alten Oper den Konzerten. Da muss natürlich alles passen.
Daniel Brech, Klavierbauer: „Ich komme aus einer total unmusikalischen Familie. Keiner hat Klavier gespielt, bis heute nicht. Auch keiner der älteren Verwandten; keine Ahnung, weiß ich auch nicht, wo das hergekommen ist. Gesehen, gehört, geliebt. Verliebt. Und dann hat sich das irgendwie entwickelt. Ich habe Klavier gespielt und musste irgendwann selbst an dem Instrument herumschrauben, damit es wieder funktioniert. Ich musste es auseinanderbauen, wusste wie das geht, weil einmal der Klavierbauer, der Klavierstimmer da war und da habe ich gesehen, wie er das gemacht hat und fand das schon ziemlich cool. Das war vielleicht der erste Moment wo ich dachte: so funktioniert das.“
Viele Jahre später hat Brech sein Handwerk perfektioniert. Beim Stimmen der Konzertflügel sind ein feines Gehör und handwerkliche Expertise gleichermaßen gefragt. 88 Töne müssen genauestens aufeinander eingestellt werden, denn durch Schwankungen der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit verstimmen sich die Klavierseiten. Je nach Art der Musik bereitet Brech das Klavier ein wenig anders vor, stellt die Saiten entweder auf laute oder sanfte Klänge ein. Eine ausgeprägte Musikalität ist für den Beruf des Klavierstimmers eine Grundvoraussetzung.
Daniel Brech, Klavierbauer: „So ganz viele magische Momente, wo man gehört hat, wo das ganze Publikum so plötzlich eins war und die ganze Musik das so ausgebreitet, verbunden hat, so den ganzen Saal. Wo man wirklich die Stecknadel hätte fallen hören können. Wenn ein Künstler da sitzt und einfach so eine Spannung erzeugt, so eine Konzentration erzeugt auf dem Instrument und den ganzen Saal verzaubert mit Musik.“
Wenn dann alles stimmt, kann Brech das Instrument wieder zusammensetzen und seine Spuren verwischen. Der Flügel ist wie neu – bereit für seinen großen Auftritt.