Im Interview: Wolf Matthias Mang, der Vorstandsvorsitzende von Hessenmetall

In einem Wirtschaftszweig ist richtig viel im Umbruch: bei der Metall- und Elektroindustrie in Hessen. Herausforderungen: Zum Beispiel die Lieferkettenproblematik oder der Wandel in der Autobranche, wo immer mehr Elektro-PKW produziert werden.

Das Hessenforum in Frankfurt, das vor wenigen Minuten gestartet ist, spricht genau die Themen an – es geht um neue Geschäftsmodelle und um Kooperationen mit IT-Unternehmen, um die Arbeit von morgen neu zu organisieren. Die Arbeit der rund 130.000 Beschäftigten in der Metall-, Elektro- und IT-Industrie in Hessen.
Markus Appelmann, Moderator:: Darüber spreche ich jetzt mit Wolf Matthias Mang, selbst Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens in Hessen und Vorstandsvorsitzender von HESSENMETALL. Guten Tag.
Wolf Matthias Mang, Präsident der hessischen Unternehmerverbände: Ja, grüß Gott.
Appelmann: Herr Mang, Elektroautos sind viel einfacher zu produzieren als Autos mit Verbrennungsmotor. Wie verändert sich die Arbeitswelt? Und was passiert mit den Tausenden Menschen bei uns, die aufgrund des Wandels ihren Job verlieren?
Mang: Also zunächst mal die gute Nachricht: Es wird nicht darum gehen, dass Tausende von Menschen ihren Job verlieren werden. Es wird sich für Tausende Menschen der Job verändern. Aber das, was Sie sagen, das besprechen wir heute hier mit 250 Gästen, mit vier Präsidenten von Hochschulen und mit Unternehmern, sei es von Opel, sei es von RÖMheld, sei es von Siemens und eine Vielzahl weiterer unserer Mitgliedsunternehmen. Da wollen wir gemeinsam vorankommen, da wollen wir gemeinsam Lösungssätze erarbeiten und da sind wir auch sehr zuversichtlich.
Appelmann: Ein großes Thema auf Ihrem Forum ist auch die Lieferketten-Problematik. Unsere Zuschauer bemerken in allen Bereichen, dass die Produkte längere Lieferzeit haben und teurer werden. Was tun Sie gegen dieses Problem?
Mang: Auch da wollen wir mit den Hochschulen heute intensiv ins Gespräch kommen und mit den Unternehmensvertretern auch hören, welche Best-Practice-Beispiele es schon gibt. Aber zum Beispiel, der US Präsident hat gerade eine großartige Initiative für 3D-Druck in den Vereinigten Staaten gestartet, und um eben gerade wieder Wertschöpfung zurück in die USA zu bringen. Ich glaube, das ist ein gutes, zukunftsfähiges Modell, was durchaus auch in Deutschland Erfolg haben könnte.
Appelmann: Immer wieder wird derzeit über Gas-Embargo gegen Russland gesprochen. Klare Frage: Was passiert in der Metall- und Elektroindustrie, wenn Deutschland auf russisches Gas verzichtet?
Mang: Also, lassen Sie mich das zunächst mal ganz klar sagen, dass wir diesen aggressiven Krieg natürlich aufs Schärfste verurteilen. Und es ist auch ganz klar, dass wir die in der Europäischen Gemeinschaft beschlossenen Sanktionen mittragen. Aber eine Sanktion muss immer dem Aggressor deutlich mehr schaden als demjenigen, der die Sanktionen ausspricht. Und das ist beim Gasembargo eben leider nicht der Fall. Gasembargo bedeutet, dass in der Kunststoffindustrie, in der chemischen Industrie, die eben Grundstoffe auch für die Metallindustrie erzeugt, in der Prozesskette es zu Abbrüchen käme, zu Schwierigkeiten käme, die 1:1 sich auch in der Metall- und Elektroindustrie widerspiegeln würden.
Appelmann: Er spricht für 130.000 Beschäftigte in der Metall-, Elektro- und IT-Industrie in Hessen. Danke, Wolf Matthias Mang.
Mang: Ich danke Ihnen.