Im Interview: Gereon Haumann, der Präsident des rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverbandes

Markus Appelmann spricht mit Gereon Haumann über die Auswirkungen der 2G+-Regel in der Gastronomie und die daraus folgende Stornierungswelle von Reservierungen.

Markus Appelmann, Moderator: Das wollen wir vertiefen mit Gereon Haumann, dem Präsidenten des rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Herzlich willkommen!
Gereon Haumann, Präsident DEHOGA Rheinland.-Pfalz: Guten Abend, Herr Appelmann.
Appelmann: Herr Haumann, wir haben gerade gesehen 2G+, nur Geimpfte und Genesene dürfen in die Gastronomie – mit Test, Ausnahme sind Geboosterte. Was bedeutet das für die Branche?
Haumann: Ja, das bedeutet tatsächlich eine Katastrophe, weil wir am ersten Wochenende schon sehr viel Ausfall hatten. Es versteht weder der Gastgeber noch der Gast und erst recht nicht die Geimpften.
Appelmann: Jetzt haben wir die Geboosterten, die aber rein dürfen ohne Test. Macht sich das schon positiv bemerkbar.?
Haumann: Ist sicherlich für diese Gruppe sehr, sehr wertvoll, aber es ist halt nur eine kleine Gruppe unserer Gäste. Wir brauchen dringend mehr Geboosterte und das Plus von 2G+ muss weg, weil unsere Betriebe kein Infektionsgeschehen aufweisen, auch unter 2G nicht.
Appelmann: Der Dezember ist normalerweise ein richtig starker Monat in der Gastronomie. Haben Sie uns auch Zahlen mitgebracht? Können Sie sagen, was das am Ende für ein Minus bedeutet?
Haumann: Normalerweise machen unsere Betriebe im Dezember 20 bis 25% ihres Jahresumsatzes und wir hatten am vergangenen Wochenende einen Ausfall zwischen 60 und 90% des Umsatzes Rheinland-Pfalz – flächendeckend. In den Betrieben Bistro, Gastro, Café sind die Ausfälle am höchsten. Am niedrigsten sind sie in der Hotellerie, aber auch da betragen sie 60%.
Appelmann: Letztes Jahr um diese Zeit, wenn wir zurückspulen, da waren wir im Lockdown schon fünf Wochen drin. Jetzt, haben Sie uns gesagt, ist es schon wieder eingebremst, das Geschäft. Was bedeutet das für die Coronahilfen im letzten Jahr im Vergleich zu diesem Jahr?
Haumann: Ja, unsere Betriebe sind deutlich schlechter gestellt als letztes Jahr. Wir hatten letztes Jahr zu Recht die Novemberhilfe und die Dezemberhilfe, jeweils 75% vom Umsatz. In diesem Jahr haben wir nur die Überbrückungshilfe 3+, die die Erstattung reduziert auf die Erstattung von Fixkosten und da auch nur anteilig. Mit dieser Erstattung können unsere Betriebe keinesfalls überleben.
Appelmann: Lassen Sie uns noch ganz kurz ins Nachbarbundesland schauen, nach Hessen. Dort gilt 2G wie in Baden-Württemberg. Wir haben es gerade eben auch schon gesehen, also geimpft und genesen darf man dort in die Gastronomie und Hotellerie. Haben Sie mit den Kollegen schon gesprochen, wie sich das dort auswirkt?
Haumann: Ja, natürlich haben wir einen ständigen Dialog mit den Kollegen in Baden-Württemberg und in Hessen und ich kann den Kollegen nur gratulieren, dass sie es geschafft haben, das Plus wegzubekommen. Und unsere Forderung an die Landesregierung ist auch klar: Wir brauchen dringend eine Entlastung von der zusätzlichen Testung, und zwar sofort.
Appelmann: Jetzt noch ein anderes Thema. Bei Ihnen wird immer sehr viel geimpft rund um Ihre Station in Bad Kreuznach von der DEHOGA Rheinland-Pfalz. Ein neuer Termin steht schon wieder an am 20. Dezember. Wer kann da alles kommen? Und wie stehen Sie zur Impfpflicht?
Haumann: Jeder kann zu uns kommen, unangemeldet. Wir haben das große Ziel, am 20. Oktober 1.000 Menschen zu impfen. Wir beteiligen uns von Beginn an an der Impfkampagne des Landes, weil wir das als den einzigen Weg aus der Pandemie heraus erachten. Und daher sind wir auch für eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland.
Appelmann: …sagt der Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann, live bei uns im Studio. Danke schön, dass Sie da waren.
Haumann: Gerne, Herr Appelmann.