Igel werden für den Winterschlaf aufgepäppelt

Die meisten Igel leben nicht auf dem Land, sondern in Städten. Und dort finden sie immer weniger Futter. Das bekommt jetzt auch der Waldzoo in Offenbach zu spüren. Dort müssen viele Igel für den Winter aufgepäppelt werden.

So wie der kleine Bertram. Mit seinen Geschwistern Almut, Egon und Rosamunde lebt der kleine Braunbrustigel seit einer Woche im Waldzoo Offenbach. Ausgekühlt und dehydriert findet sie eine Frau und bringt sie hierher. Seitdem päppelt Susanne Meyer die Jungtiere mit Milch auf.
Susanne Meyer, Leiterin Waldzoo Offenbach
„In der ersten Nacht waren wir tatsächlich alle eineinhalb bis zwei Stunden wach und haben den ganz wenig Flüssigkeit gegeben, weil die wie gesagt so faltig waren. Da war gar nichts mehr an Flüssigkeit da. Die haben nicht mal mehr Pipi noch gemacht, weil einfach nichts mehr da war.“
Sie vermutet, dass die Igelmutter gestorben ist und ihre Kinder zwei Tage alleine waren. Jetzt bekommen sie Tag für Tag mehr Futter. Aktuell sind insgesamt 29 kleine Igel in der Notunterkunft. Alle wurden von der Feuerwehr, Polizei oder Privatpersonen abgegeben.
Susanne Meyer, Leiterin Waldzoo Offenbach
„Erschreckend ist eigentlich, wie viele tatsächlich zu uns kommen, die auch Hilfe benötigen. Und die Igel sind halt so still. Die haben halt keine Stimme. Die leiden halt so leise vor sich hin. Wenn der Igel vom Mähroboter erwischt wird, wo ihm das halbe Gesicht fehlt, zieht er sich halt einfach zurück. Er schreit nicht. Er nimmt das halt so hin.“
Und jetzt drängt die Zeit, denn der Winterschlaf steht an. Der beginnt ungefähr Mitte November. Um den zu überstehen müssen die Igel 600 Gramm auf die Waage bringen. Dafür gibt es für die Kleinen schmackhaftes Katzenfutter. Normalerweise stehen Insekten und Würmer auf dem Speiseplan. Doch davon gibt es in Städten wie Offenbach immer weniger.
Susanne Meyer, Leiterin Waldzoo Offenbach
„Problem sind da die ganz vielen Steingärten, die es mittlerweile gibt. Das Anpflanzen der ganzen Wirtschaftswälder war ein ganz großes Problem. Und die Igel mussten dann dem Mensch folgen. Und der Mensch tut gerade nicht so viel für die Igel.“
So gelten Igel als gefährdete Tierart – vom Aussterben sind sie aber nicht bedroht. Wer einen Garten hat, kann sie mit kleinen Tricks unterstützen.
Susanne Meyer, Leiterin Waldzoo Offenbach
„Also wer helfen will, soll seinen Garten so natürlich wie möglich lassen. Oder wenn es geht, eine Ecke einfach, mit Moos, Laub, Reisig, einfach so belassen, gar nicht umsetzen, nichts wegbringen. Da helft ihr dem Igel am meisten mit.“
Susanne Meyer erwartet, dass sie dieses Jahr über 130 Igel aufpäppeln muss. Und das ehrenamtlich. Bertram, Almut, Egon und Rosamunde sind auf einem guten Weg, sodass sie Winterschlaf halten können, um danach wie draußen in der Natur zu leben.