Hubschrauberbesatzung sagt im Untersuchungsausschuss aus

Die Flutkatastrophe vom 14 und 15 Juli 2021. Ihre politische Aufarbeitung läuft noch immer, auch wenn mit dem Rücktritt des Innenministers vorgestern einiges an Dampf aus dem Kessel gewichen ist. Heute ging es im Flut-Untersuchungsausschusses erneut um die kürzlich veröffentlichen Luftaufnahmen aus der Flutnacht, denn es stand die Vernehmung der Polizisten der Hubschrauberstaffel an.

Der Pilot von Sperber 2, dem Polizeihubschrauber, der in der Nacht der Flutkatastrophe dreimal über das Ahrtal flog, erzählt von einem schwierigen und belastenden Einsatz. In 35 Dienstjahren habe er so eine Situation noch nie erlebt.
Es sei völlig dunkel gewesen, die Videos vermittelten da einen falschen Eindruck. Er habe aber nicht die technische Ausrüstung gehabt, um die Menschen zu retten, die mit ihren Taschenlampen um Hilfe flehten. Später sei er zum Abdrehen aufgefordert worden, um keine falschen Hoffnungen zu wecken.
Sabrina Kunz, Landesvorsitzende Gewerkschaft der Polizei
„Sie haben keine Möglichkeiten den Hubschrauber zu landen, Sie haben keine Seilwinde an Bord, Sie können im Grunde nichts machen außer zu entscheiden: Fliege ich jetzt weiter drüber oder fliege ich jetzt zurück? Dann ist das etwas, was das eigene Seelenleben auf lange Zeit beschäftigt. Und das ist halt heute auch nochmal der Fall, weil es gerade aufbereitet wird und das werden die Kollegen auch sicher noch lange mit nach Hause nehmen.“
Neben dem Piloten sitzt in der Flutnacht ein Techniker, der vom Hubschrauber aus filmt. Mit seinem Handy macht er Fotos, unter anderem von Altenburg, die er an das Lagezentrum des rheinland-pfälzischen Innenministeriums schickt. In einem Telefonat berichtet er nach dem ersten Flug von der wahrscheinlich schlimmsten Lage, die Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren heimgesucht habe und fordert das Lagezentrum auf, alles was an Polizei verfügbar sei ins Ahrtal zu schicken.
Für die Opposition sind die Schilderungen des Technikers ein Beweis dafür, dass die Mitarbeiter im Lagezentrum, anders als behauptet, ein eindeutiges Bild der Lage hatten.
Stephan Wefelscheid, Freie Wähler, Obmann Flut-Untersuchungsausschuss
„Die Bilder über die wir alle reden, diese Luftaufnahmen, wo es immer hieß, die könne man nicht deuten, man sei nicht in Lage, die hat er ja nur hinterhergeschickt, weil er damit nochmal verdeutlichen wollte, was er schon mitgeteilt hat. Insofern ist diese ganze Geschichte in sich zusammengefallen. Die waren in Lage, die wussten genau, was sich da abspielt.“
Der Flugtechniker sagt außerdem, dass bei einem zweiten Flug gegen Mitternacht, am Funkgerät bereits über Leichensäcke gesprochen worden sei. Die dramatische Lage sei also allen klar gewesen.
Dirk Herber, CDU, Obmann Flut-Untersuchungsausschuss
„Die Hubschrauberpiloten haben uns von der Lage berichtet, von denen schon die anfordernden Stellen haben wissen müssen. Das heißt, das Ausmaß der Katastrophe war schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt klar und würde auch von der Besatzung des Hubschraubers so weitergegeben.“
Der Untersuchungsausschuss hat für den Abend noch den Präsidenten des Polizeipräsidiums Koblenz vorgeladen. Der Dienststelle also, die die Hubschraubervideos erst mit großer Verspätung an den Untersuchungsausschuss übermittelt hat.
Doch wer in der Flutnacht wann welche Informationen erhielt und die Lage falsch einschätzte, ist noch lange nicht geklärt.