HSG Wetzlar spielt gegen Handball-Nationalmannschaft der Ukraine

Es sind schreckliche Bilder, die uns Tag für Tag aus der Ukraine erreichen. Zivilisten werden getötet, immer mehr Menschen, vor allem Frauen und Kinder, fliehen. Männer müssen bleiben und ihr Land verteidigen. Davon ausgenommen sind die Spieler der Handball-Nationalmannschaft, zumindest vorübergehend. Durch einen Sondererlass des ukrainischen Sportministers durften sie das Land verlassen, um in Deutschland ein Trainingslager zu absolvieren. Am Wochenende ging es in einem Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten HSG Wetzlar.

Wut, Trauer, der Stolz aufs eigene Land. Als vor dem Spiel die ukrainische Nationalhymne ertönt, ist den Spielern die Anspannung anzumerken. Wetzlar gegen die Ukraine – auf dem Platz geht es um Tore, drum herum um so viel mehr.
Björn Seipp, Geschäftsführer HSG Wetzlar
„Nämlich um ein Zeichen einfach, ein solidarisches Zeichen von uns allen für die Ukraine, für die Menschen dort und dass diese Kriegsverbrechen aufhören müssen. Und auf der anderen Seite auch für den guten Zweck, denn heute, alles, was hier eingenommen wird, werden wir spenden.“
21.500 Euro sind durch Eintrittsgelder und den Verkauf von Speisen und Getränken zusammen gekommen. Die Wetzlarer Spieler haben den Betrag auf 22.000 Euro aufgerundet. Der Erlös geht an Hilfsprojekte in der Ukraine und an die ukrainische Nationalmannschaft.
Durch einen Kontakt zu seinem ehemaligen Verein in Großwallstadt findet Nationaltrainer Slava Lochmann Anfang März mit seiner Familie Zuflucht in Deutschland. Inzwischen hat er seine Spieler zusammen mit ihren Frauen und Kindern nachgeholt.
Björn Seipp, Geschäftsführer HSG Wetzlar
„Sie haben die Ausreisegenehmigung deshalb bekommen, weil sie sich für die WM fithalten müssen. Und das geht im eigenen Land nicht. Es gibt keine Hallen, es gibt keine Struktur. Und dementsprechend brauchte es halt Trainings- und Spielmöglichkeiten und die hat man hier in Wetzlar und in Hessen und in Großwallstadt garantiert und dementsprechend durfte das Team dann ausreisen.“
Slava Lochmann, Trainer ukrainische Nationalmannschaft
„Wir können spielen und wir können weiter trainieren. Das ist gut für uns, danke.“
Es ist aber nicht zu übersehen, dass die Gedanken der Spieler zwischendurch ganz woanders sind.
Oleksandr Kasai, Ukrainischer Nationalspieler
„Es ist sehr schwer, sich zu konzentrieren. Vor dem Spiel liest du die Nachrichten und all deine Gedanken sind bei deiner Familie. Mein Vater, meine Mutter, alle sind in der Ukraine. Und jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, wie es ihnen wohl geht… Es ist so schwierig, aber Handball ist mein Job, es ist mein Leben. Deshalb möchte ich dem Rest der Welt zeigen, was wir können, was die Ukrainer im Sport können.“
Das zeigen sie auch heute. Mit zwei Toren Vorsprung gewinnen die Ukrainer das Spiel in Wetzlar und genießen sichtlich das Bad in der Menge und den Moment Normalität. Morgen steht ein weiteres Freundschaftsspiel beim Landesligisten im hessischen Idstein an. Wie es danach für die Jungs weitergeht, weiß heute keiner.