Hotels und Gaststätten kämpfen mit Mindestlohn, Energiepreisen und Personalmangel

Wenn Sie zuletzt Essen waren oder im Hotel übernachtet haben, ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass es vielerorts teurer war als noch vor zwei Jahren. Kein Wunder, denn wegen Corona-Lockdowns und hohen Preisen für Energie und Lebensmittel mussten viele Restaurants und Hotels die gestiegenen Kosten an die Kunden weitergeben. Wenn ab Herbst dann auch noch der Mindestlohn steigt, könnte es für Betreiber und Gäste nochmal teurer werden.

Er bezahlt jetzt schon mehr: Alexander Wurster hat in seinem Hotel in Kirchheimbolanden die Gehälter zu Jahresbeginn erhöht. Seit 1. April verdienen alle Tarifangestellten in rheinland-pfälzischen Hotels und Restaurants mindestens fünf Prozent mehr als den Mindestlohn. Wurster sagt, er bezahle schon immer übertariflich, damit gehe aber auch eine hohe Belastung einher.
Alexander Wurster, Inhaber Parkhotel Schillerhain
„Die Tarifverträge sind jetzt um 30 Prozent gestiegen, also es ist ein enormer Kostenblock, wo da kommt. Und bei uns macht das eine sechsstellige Summe, eine mittlere sechsstellige Summe, was das fürs Parkhotel Schillerhain an Kosten bedeutet.“
Um die Mehrkosten aufzufangen, hat Wurster die Preise in seinem Hotel um 10 Prozent angehoben. Damit ist er nicht alleine: In Hessen haben laut Hotel- und Gaststättenverband seit Beginn des Jahres mehr als zwei Drittel aller Betriebe die Preise erhöht. So auch im Restaurant am Frankfurter Palmengarten. Die Angestellten von Geschäftsführer Robert Mangold verdienen alle mindestens 20 Prozent über dem Mindestlohn. Der Anhebung auf 12 Euro pro Stunde ab 1. Oktober sieht er deshalb gelassen entgegen.
Robert Mangold, Geschäftsführer Gesellschaftshaus Palmengarten
„Bei uns steigen die Personalkosten nicht weiter, wir hatten das eingepreist. Für uns ist schön, dass natürlich die ein oder anderen Kollegen, die jetzt anheben, dass sie ähnliche Preise im Personalkostenbereich haben wie wir.“
Viele Angestellte kehrten der Gastronomie in den vergangenen zwei Jahren den Rücken. Mit dem neuen Mindestlohn will sich die Branche auch von ihrem Niedriglohnsektor-Image verabschieden und attraktiver für Arbeitnehmer werden.
Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer DEHOGA Hessen
„Grundsätzlich war schon mitten in der Pandemie klar: Wir müssen Löhne und Gehälter steigern. A: um Mitarbeiter zu binden, die uns treu begleitet haben. Aber auch vor allem auch, um attraktiv für neue zu sein. Und wir haben in Hessen einen sehr starken Tarifvertrag angehoben just zum März dieses Jahres, sodass der Mindestlohn uns jetzt nicht in der breiten Fläche so trifft. Der Markt regelt das ohnehin nach oben. Aber das macht die Herausforderungen natürlich nicht leichter.“
Höhere Mindestlöhne, gestiegene Energiepreise, teurere Lebensmittel – Gastronomen und Hotelbetreiber setzen darauf, dass auch die Gäste bereit sind, künftig etwas tiefer in die Tasche zu greifen.