Hohe Lebensmittelpreise belasten Tafeln

250 g Butter kosten …? Sie wissen es: aktuell rund 2 Euro 40. Obwohl die Inflation in den vergangenen Monaten zurückgegangen ist, bleiben die Preise für Lebensmittel und co noch immer hoch. Das merken auch die Tafeln in Hessen und müssen ihre Lebensmittelausgabe beschränken. Das liegt nicht nur an der steigenden Zahl an Bedürftigen – wie das Beispiel Wetzlar steigt.

Hier kauft Bianca gerade Lebensmittel für die Woche ein. 2,50 Euro zahlt sie für einen Korb Backwaren, Obst und Gemüse. Schon seit 2011 ist sie Kundin bei der Tafel und hilft hier auch regelmäßig aus. So will die Arbeitslose den ersten Schritt zurück ins Berufsleben gehen. Die aktuell hohen Preise beunruhigen sie.
Bianca, Tafel-Kundin
„Ja, das finde ich sehr schwierig. Ich war gerade am Wochenende einkaufen und habe mich erschrocken, also dass ich für ein paar Teile wirklich über 40 Euro bezahlt habe. Wo man dann wirklich merkt, dass die Sachen wirklich das Doppelte oder so teurer werden.“
Ein Grund, warum die Zahl der Kunden in den vergangenen zwei Jahren hessenweit von 100 000 auf 135 000 gestiegen ist. Das liegt aber auch an den Geflüchteten durch den Krieg in der Ukraine. Deshalb gibt die Tafel nur noch halb so viele Lebensmittel aus wie vorher. Das merkt auch Martin Kuhl.
Martin Kuhl, seit acht Jahren Tafel-Kunde
„Früher war es halt noch sehr viel mehr. Da habe ich auch immer noch an Bekannte irgendwie weitergegeben. Mach ich jetzt auch manchmal. Und wenn man 2 Euro 50, ein Einkauf für eine Person, in Relation setz,t also selbst wenn es weniger ist, Sie haben eigentlich immer noch einen Gegenwert, der das um einiges übersteigt.“
So gelassen wie Martin Kuhl sind aber nur Wenige. So sinkt seit ein paar Wochen sogar die Zahl der Kunden.
Christof Mayer, Leiter Tafel Wetzlar
„Manche Kundinnen und Kunden können auch nicht mehr zu uns kommen, weil es sich für sie nicht mehr lohnt. Wenn sie aus der Peripherie kommen also nicht direkt aus der Stadt hier, dann sind die Kosten für Busfahrt oder für sonst etwas einfach zu hoch, um dann wöchentlich zu uns zu kommen.“
Doch die Tafel sorgt sich auch wegen der sinkenden Spendenbereitschaft. Jahr für Jahr bringen die Supermärkte in der Gegend immer weniger Lebensmittel.
Christof Mayer, Leiter Tafel Wetzlar
„Das hat verschiedene Gründe. Zum einen ist die Digitalisierung der Supermärkte ein wichtiger Faktor. Die Rettertüten. Ganz verschiedene Aspekte. Da bekommen wir deutlich weniger. Das ist sehr schmerzhaft, weil das sind für uns sehr wichtige Lebensmittel. Dort ist Obst und Gemüse, was ein ganz gewichtiger Faktor von Tafel-Kunden ist deutlich rückläufig.“
Natürlich freuen sich die Mitarbeiter der Tafel, dass so weniger Lebensmittel verschwendet werden. Aber jetzt muss sich der Vorsitzende der hessischen Tafeln um neue Zulieferer kümmern.
Willi Schmid, Vorsitzender Tafel Hessen
„Wir versuchen, den Rückgang durch Lebensmittel-Großspenden-Akquise ein wenig zu kompensieren. Möglich wird das nicht sein. Vielleicht auch darüber nachzudenken, ob wir die Möglichkeit haben, die Lebensmittel zuzukaufen, was aber eine sehr große Diskussion innerhalb der Tafelgemeinschaft im Moment darstellt.“
Denn das widerspricht dem Leitbild der Tafeln. Willi Schmid setzt sich auch dafür ein, die Regeln für das Mindesthaltbarkeitsdatum aufzuweichen. So könnten die Supermärkte auch abgelaufene, aber noch verzehrbare, Lebensmittel spenden. Nötige Maßnahmen, die die schwierige Situation deutlich machen. Damit sich Bedürftige Kunden wie Bianca auch weiterhin auf Unterstützung der Tafeln verlassen können.