Hohe Energiekosten belasten das Handwerk

Der Blick auf die nächste Nebenkostenabrechnung dürfte für viele wohl ein Schock werden: Denn seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine klettern die Energiepreise in nie geahnte Höhen. Tendenz: Weiter steigend. Nicht nur Privathaushalte, sondern auch Unternehmen sind von dieser Entwicklung betroffen. Vor allem solche mit einem hohen Energiebedarf wie etwa Bäcker. Für die Kunden bedeutet das wiederum, dass sie für Brot und andere Backwaren wohl schon bald deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen.

Die Großbäckerei Eifler in Frankfurt-Fechenheim: Rund 160 Mitarbeiter produzieren hier Tag für Tag viele Tausend Brote, Brötchen und Kuchen. Seniorchef Gerhard Eifler ist seit über 50 Jahren im Geschäft. In dieser Zeit hat er das über 100 Jahre alte Familienunternehmen in ein kleines Back-Imperium mit insgesamt 78 Filialen im ganzen Rheinmaingebiet verwandelt. Doch so eine Situation wie jetzt hat er all den Jahren noch nie erlebt.
Gerhard Eifler, Bäckerei Eifler: „Wir haben letztes Jahr im Januar 2021 für Strom 31500 Euro bezahlt. Und dieses Jahr im Januar 83000 Euro. Und für Gas ist es noch extremer. Da haben wir im Januar 2021 11500 Euro bezahlt. Und dieses Jahr im Januar 57000 Euro. Also das ist ums Zigfache gestiegen. Bei Gas rund ums Fünffache.“
Und das – wohlgemerkt – noch vor dem Ukraine-Krieg. Seitdem sind die Preise für Strom und Gas weiter gestiegen. Dazu kommt die Sorge, dass Gas in den kommenden Monaten auch noch knapp werden könnte.
Gerhard Eifler, Bäckerei Eifler: „Da wir alle Öfen mit Gas beheizen, wäre das für uns der Ober-GAU. Wir könnten also überhaupt nicht mehr backen und könnten damit nicht mehr liefern. Wir müssten also den Betrieb schließen.“
Eine berechtigte Sorge – wie auf einer Podiumsdiskussion von Wirtschaftsverbänden und Energieversorgern gestern Abend in Frankfurt deutlich wird.
Dr. Marie-Luise Wolff, Vorstandsvorsitzende ENTEGA AG, Präsidentin Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft: „Das kann passieren. Wenn wir einen Lieferstopp von russischer Seite zum Beispiel im Monat Mai bekommen, ist das ne sehr schwierige Situation. Denn dann kriegen wir die Gasspeicher nicht mehr voll bis zum Winter.“
Doch so weit will hier im Moment noch niemand denken. Um die Not energieintensiver Unternehmen zumindest etwas zu mildern, fordern die Verbände Steuererleichterungen. Aber was können die Betriebe selbst tun?
Susanne Haus, Präsidentin Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main: „Das ist eine sehr gute Frage. Wenn ich darauf alle Antworten hätte, wäre ich glaube ich sehr beruhigt. Natürlich kann man versuchen, autark zu werden. Das ist ja sowieso das Ziel der Stunde. Indem man Photovoltaik aufs Dach setzt und so weiter.“
Auch beim Bäcker Eifler ist Photovoltaik schon länger ein Thema: Bald soll das komplette Dach der Großbäckerei mit Solarzellen ausgestattet sein. Seine Sorgen ist der Chef damit aber nicht auf einen Schlag los.
Gerhard Eifler, Bäckerei Eifler: „Solar hilft natürlich nur tagsüber. Und ein Bäcker hat den größten Stromverbrauch nachts. Und dadurch ist das ein bisschen schwierig.“
Zumal Gerhard Eifler zurzeit noch ein anderes Problem umtreibt: Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich der Preis für Mehl mehr als verdreifacht. Die Bäckerei wird diese Zusatzkosten früher oder später an die Kunden weitergeben müssen. In den Eifler-Filialen könnten die Backwaren schon bald um etwa 10 Prozent teurer werden – weitere Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen.