Hochwasservorsorge wird neu aufgestellt

135 Menschen sind bei der Jahrhundertflut in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen, dutzende Orte wurden von den Wassermassen zerstört. Um Katastrophen in diesem Ausmaß in Zukunft zu vermeiden, will die rheinland-pfälzische Landesregierung ihr Krisenmanagement überarbeiten.

Fast vierzehn Monate ist die Flutkatastrophe im Ahrtal und in der Eifel her. Unzählige Helfer haben damals über Wochen hinweg geholfen, Menschenleben zu retten, Keller leer zu pumpen, Schutt wegzuschaffen. Um ihnen zu danken, haben Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz einigen von ihnen heute die rheinland-pfälzische Fluthilfemedaille übergeben – stellvertretend für die rund 50.000 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Rettungsdiensten und anderen Hilfsorganisationen aus der Blaulichtfamilie.
135 Menschen sind bei der Jahrhundertflut in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen, dutzende Orte wurden von den Wassermassen zerstört. Um Katastrophen in diesem Ausmaß in Zukunft zu vermeiden, will die rheinland-pfälzische Landesregierung ihr Krisenmanagement überarbeiten.
Bad Neuenahr-Ahrweiler in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021. Das Wasser bahnt sich seinen Weg durch die Straßen, Anwohner versuchen, sich in letzter Sekunde in Sicherheit zu bringen. Keiner hier hat auch nur im Ansatz erahnt, was da auf ihn zukommt.
„Wenn man nicht irgendwie über Facebook oder Instagram aktiv war, was ja auch nicht alle Leute haben, dann hatte man gar keine Information.“
„Es wäre halt schön gewesen – ob die Regierung das ist oder irgendwelche Organisationen – dass die gesagt hätten, hier, wir müssen euch vorwarnen, packt eure Sachen, verschwindet!“
Und genau das soll sich ändern. Um die Risikokommunikation zu optimieren, soll für die Bürger ein verbessertes digitales Informationsangebot geschaffen und zusätzliche Frühwarnstufen erarbeitet werden. Gemeinsam mit Experten will der Hochwassermeldedienst neue, unmissverständliche Warntexte entwerfen. Außerdem soll die Zusammenarbeit zwischen Deutschem Wetterdienst und der Hochwasservorhersagezentrale intensiviert werden. Die Optimierung der Risikokommunikation ist Teil des Plans zur Verbesserung der Hochwasservorsorge, den die rheinland-pfälzische Umweltministerin heute vorgestellt hat.
Genau wie die Weiterentwicklung der Hochwasser- und Risikokarten. Dafür braucht es zusätzliche statistische Werte und auch Kenntnisse über historische Hochwasserereignisse sollen in den Berechnungen möglicher Gefahren berücksichtigt werden.
Katrin Eder, B‘90 / Die Grünen, Umweltministerin Rheinland-Pfalz
„Wir wollen also quasi hier auch eine deutlichere und sichtbarere Darstellungsform anbieten, um das auch schneller nachvollziehbar dann zu machen für diejenigen, die am Ende beurteilen müssen, ob ein neues Baugebiet an der einen oder anderen Stelle sinnvoll ist.“
Außerdem möchte die Landesregierung eine „Fachberatung Wasserwehr“ etablieren, die die Kommunen dabei unterstützen soll, Wetterdaten einzuschätzen und die Katastrophenschutzstäbe der Kreise und Städte im Umgang mit möglichen Hochwasserereignissen schulen soll.
Die Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass im Falle eines erneuten Hochwassers die Menschen besser vorbereitet sind und der Schaden möglichst gering gehalten wird. Aber:
Katrin Eder, B‘90 / Die Grünen, Umweltministerin Rheinland-Pfalz
„Durch den Klimawandel wird es zukünftig häufiger Extremwetterereignisse geben. Auch wenn ein möglichst weitgehender Schutz unser Wunsch ist, muss man sich dennoch ehrlich eingestehen, dass es trotz der besten Vorsorge keine absolute Sicherheit gibt. Was früher alle 100 Jahre auftrat, kann eine Generation nun mehrmals treffen.“
Nur wann und wie oft es dazu kommen wird, das ist schwierig vorherzusagen. Denn bis zum Juli 2021 hätte auch niemand gedacht, dass es im beschaulichen Ahrtal zu einer solchen Katastrophe kommen kann.