Hoch hinaus: Unterwegs mit dem Wasserflugzeug

Heute ist ein Traumtag zum Fliegen. Kaum eine Wolke am Himmel und Sonne satt. Ein optimaler Zeitpunkt also für einen neuen Teil unserer Sommerserie über einzigartige Piloten aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Heute stellen wir Ihnen den Wasserflieger Matthias Kühn vor. Kommen Sie mit uns „Hoch Hinaus“.

Matthias Kühn, Wasserflieger
„Wasserfliegen bedeutet für mich Leidenschaft, Naturverbundenheit, die Vereinigung dieser zwei Welten. Einfach das Fliegen und das Sportbootfahren. Das ist einfach die Erfüllung.“
Auf dem Flugplatz in Trier-Föhren bereitet Matthias Kühn seine Cessna für einen Rundflug vor. Kein herkömmlicher Kurztrip, denn er möchte das Wasserflugzeug auf der Mosel landen. Sie ist der einzige Fluss in Deutschland, auf dem das erlaubt ist. Vor 15 Jahren hat er hier seine Ausbildung gemacht, überzeugt wurde er im Urlaub bei einem Probeflug.
Matthias Kühn, Wasserflieger
„Das war wie ein Gongschlag bei mir im Kopf. Ich sage: Das ist der Traum das ist mein Leben und das Wasserfliegen muss ich irgendwie umsetzten und seitdem bin ich dabei. Also von der Seite her, habe ich genau meinen Traum erfüllt.“
Denn für ihn ist es die optimale Verbindung. Schon als Teenager fängt er an zu segeln, später lernt er das Fliegen.
Matthias Kühn, Wasserflieger
„Man kommt dem Wasser nah, man ist in der Natur. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen. Natürlich auch auf der Mosel mit dem Schifffahrtsverkehr, mit den Sportbooten, mit dem Wind von der linken Seite, manchmal von hinten, manchmal von vorne, manchmal von rechts, von links. Das sind die Elemente, die zusammenkommen. Und das sind die Dinge, die ich in Einzelteilen beim Segeln hatte, in Einzelteilen beim normalen Fliegen. Die kommen jetzt aggregiert zusammen.“
Nach dem Start auf dem Flugplatz geht’s für den Piloten über die Weinberge an die Mosel. Von der schönen Landschaft darf er sich nicht blenden lassen. Seine Augen müssen immer wachsam auf dem Fluss sein. Da ein Touristenschiff die Landestelle versperrt, kann er noch nicht landen. Außerdem schlägt es gefährliche Wellen.
Matthias Kühn, Wasserflieger
„Man kann es sich vorstellen, wie beim Motorbootfahren. Dann schanzt du vielleicht über die Welle drüber. Manchmal reicht es nicht, dann stoppt es total in der Welle und dann machst du einen Purzelbaum nach vorne. Und das können wir uns natürlich nicht leisten.“
Dann ist die Mosel frei für die Cessna. Wegen des großen Wasserwiderstands muss Matthias Kühn sehr seicht und flach aufsetzen.
Matthias Kühn, Wasserflieger
„Jetzt sind wir ein Boot. Jetzt fahren wir nach Steuerbord nach Backbord. Jetzt gelten die Regeln des Wassers.“
Mit Pedalen kann er das Wasserflugzeug lenken. Sie sind mit Rudern an den zwei Schwimmern verbunden. Er könnte theoretisch anlegen und aussteigen, doch Matthias Kühn will gleich wieder weiter. Der Start auf dem Wasser ist schwieriger als an Land.
Matthias Kühn, Wasserflieger
„Wir brauchen deutlich länger. Wir haben den Wiederstand des Wassers zu überwinden, wir haben auch Sogwirkungen auf dem Float. Also das ist schon etwas anspruchsvoller.“
Doch Matthias Kühn ist geübt. Nach ein paar hundert Metern hebt er mit seinem Wasserflugzeug ab und fliegt – hoch hinaus.
Ein Erlebnis, das es in Deutschland nur noch selten gibt. Vor hundert Jahren war Wasserfliegen gang und gäbe. Doch nach dem zweiten Weltkrieg ist die Tradition eingebrochen. Heute gibt es wieder acht Flugzeuge dieser Art im ganzen Land.
Matthias Kühn, Vorsitzender Deutscher Wasserflieger Verband
„Und wir versuchen gerade im Deutschen Wasserfliegerverband uns mit der Regulatorik auseinanderzusetzen, dass wir das Wasserfliegen in Deutschland fördern. Dass wir nicht nur zwei, drei, vier, fünf Wasserlandeplätze in Deutschland haben, sondern dass wir wie früher eigentlich überall landen und starten können, wo es von Naturschutz und wo es einfach möglich ist.“
Um das zu erreichen will er noch mehr Menschen für das Wasserfliegen begeistern und neue Piloten ausbilden. Und fliegt so mit seinem Wasserflugzeug immer weiter – hoch hinaus.