Hilfe für totkranke Kinder

Es ist ein Alptraum, wenn frischgebackene Eltern gesagt bekommen, dass ihr Kind unheilbar krank ist. Marina Zolotashko aus der Ukraine hat genau diese schlimme Botschaft bekommen. Die Flucht mit ihrem unheilbar kranken Kind führte die junge Mutter nach Frankfurt, wo im Kinderhospiz Löwenzahn ganz viel Unterstützung bekommen hat. Und wo Kinder niemals aufgegeben werden.

Es hieß, er würde niemals laufen – aber er läuft, wenn er in die Arme seiner ehrenamtlichen Begleitung Monika will.
Als er geboren wurde, hieß es: Er würde niemals essen oder trinken können – doch seine Mutter Maryna gab ihn nicht auf. Niemand hat das erwartet – denn Dimitri wurde mit vielen Fehlbildungen geboren worden.
Maryna Zolotashko
„Als ich das Kind gesehen habe, war sein Brustkorb noch offen, das Händchen war deformiert und er konnte noch nicht richtig atmen. Die Ärzte haben gesagt, das Kind hat sehr viele schlechte Diagnosen und ich soll mich darauf gefasst machen: Das Kind wird sterben.“
Doch Dimitri lebt viel länger als das eine Jahr, das die Ärzte ihm geben – er ist schon sieben als im Februar der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beginnt. Die alleinerziehende Mutter von zwei Jungen setzt ihr schwerbehindertes Kind auf ein Skateboard, um ihn zu bewegen und um vor den Bomben aus Kiew zu fliehen.
An Ostern kommen sie in Frankfurt an, leben mittlerweile im Airporthotel. Seitdem betreut der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn die Familie – einmal in der Woche kümmert sich Monika Barabasi um Dimitri.
Monika Barabasi, Ehrenamtliche Helferin
„Das Schöne ist, dass wir, obwohl wir nicht verbal miteinander kommunizieren können, trotzdem auf der Gefühlsebene ganz viel zurückkommt. Das war schon am ersten Tag so, dass ich hier war und er meine Hand gegriffen hat und sie auch festgehalten hat. Das gibt einem ein sehr gutes Gefühl.“
Maryna Zolotashko
„Es gibt so viele Mütter, die sich das sehr wünschen, so einen Menschen wie Monika zu haben, damit sie etwas Zeit für sich haben. Für so eine kurze Zeit hat er sich sehr in Monika verliebt.“
Mit möglich gemacht hat das auch sie: Kerstin Lüttke ist die Leiterin von Löwenzahn. Der Hospizdienst bildet die ehrenamtlich Engagierten wie Monika aus. Bei der Ausbildung geht es um Themen wie Trauer, den eigenen Tod oder Krankheit. Erst dann helfen Ehrenamtliche betroffenen Familien – die wüssten oft gar nicht, dass es diese Hilfe überhaupt gibt.
Kerstin Lüttke, Kinderhospizdienst „Löwenzahn“
„Beim klassischen Hospiz weiß man, da geht man hin, um zu sterben, und das, was wir machen, ist was ganz anderes, weil wir begleiten die Familien über viele Jahre, weil die Kinder, die sterben irgendwann ja, wie wir alle auch, und wir begleiten die Familien und sind in dieser schweren Zeit mit dabei.“
Um 30 Familien aus der Region kümmert sich der Hospizdienst zurzeit. In Deutschland gibt es schätzungsweise 150.000 Kinder mit lebensverkürzenden Krankheiten. Nur ein Bruchteil dieser Fälle können dauerhaft begleitet werden, obwohl eine Mehrheit der Familien sich diese Hilfe wünscht – eine Hilfe, die in Deutschland vor allem vom Ehrenamt getragen wird.
Maryna ist unendlich dankbar.
Maryna Zolotashko
„Uns wurde gesagt, dass es in Deutschland alles geben würde. Das war für mich unvorstellbar. Aber dann kam es mir vor, als wär ich gestorben und wäre plötzlich in den Paradies gekommen.“
Vier Jahre habe sie gebraucht, um damit leben zu können, dass Dimitri irgendwann sterben könnte. Sie und Monika erzählen uns aber auch, dass sie dadurch jeden Moment in der Gegenwart mit Dimitri umso mehr genießen – mit einem Jungen, der eigentlich nur ein Jahr alt werden sollte, aber mit einem starken Willem weiterlebt.

 

Wer sich beim Hospizdienst engagieren will, findet unter www.ambulanter-kinderhospizdienst-frankfurt.de nähere Informationen.