Hessischer Demographiepreis verliehen

Gerade in ländlichen Gebieten wird die Gesellschaft immer älter. Damit das Leben auf dem Land lebenswert bleibt, sind Projekte und Initiativen gefragt. In Hessen werden die besten Ideen einmal im Jahr ausgezeichnet – mit dem hessischen Demografie-Preis. In diesem Jahr kommt der Sieger aus der Wetterau.

dasgute.haus in Butzbach ist ein Treffpunkt der Generationen: Eltern spielen mit ihren Kindern oder arbeiten am Computer. Jüngere und Ältere tauschen sich aus, helfen einander oder trinken einfach nur gemeinsam Kaffee. Was erst mal klingt wie die normalste Sache der Welt, ist tatsächlich etwas, was es in dieser Form nur selten gibt: Nämlich alles unter einem Dach.
Agnes Model, Gründerin dasgute.haus Butzbach
„Wir nennen uns ja nicht umsonst ‚Marktplatz, Arbeitsplatz und Spielplatz‘. Das heißt, bringen diese ganzen Familien- und Eltern-Kind-Themen aus einem Familienzentrum zusammen mit einem Co-Working-Space, unserem Arbeitsplatz. Also diese Form des mobilen Arbeitens. Viele sind im Homeoffice. Die holen wir raus und lassen sie gemeinsam arbeiten, weil es einfach gemeinsam viel mehr Befruchtungen, Netzwerkmöglichkeiten gibt.“
Organisiert ist dasgute.haus als gemeinnützige Genossenschaft. Das heißt, jedes Mitglied zahlt einmalig 100 Euro für einen Anteil und wird so selbst zum Teil des Projekts. So wie Hannah Menk, die gerne mit Töchterchen Hilda vorbeikommt und dabei auch die anderen Kinder im Auge behält, während ihr Mann Steffen am Tisch nebenan an IT-Lösungen bastelt.
Hannah Menk, Studentin
„Also ich bin total dankbar. Gerade, wenn ich mit der Hilda manchmal nur daheim war. Ich bin einfach dankbar, reinkommen zu dürfen, mit ihr hier sein zu können, Leute zu treffen. Mit Kindern, ohne Kinder. Eine Möglichkeit auch zu haben, mich einzubringen.“
Steffen Menk, IT-Spezialist
„Extrem viele Eltern mit Kindern kommen hier auch einfach hin zum Kaffee trinken. Es gibt ältere Leute, die kommen hier hin, einfach nur, um nicht den ganzen Tag zu Hause zu sitzen. Man kann sich, egal was man macht, kann man sich einbringen. Es gibt wirklich alles, was man sich auch nur vorstellen kann. Von Spieleabenden bis zum Elternkaffee, bis hin zur Trauerberatung gibt es hier alles Mögliche. Es ist halt ein Anlaufpunkt in Butzbach.“
Mit jedem neuen Mitglied wächst auch das Angebot im guten.haus: Inzwischen gibt es Seniorentreffen, Familiensprechstunden, Bastelkurse – und vieles mehr.
Stefanie Krause, Gründerin dasgute.haus Butzbach
„Eigentlich alles, was wir hier machen, sind Leute auf uns zugegangen, die gesagt haben: Ich habe da eine gute Idee. Und deswegen nennen wir unsere Ehrenamtler auch gar nicht Ehrenamtler, sondern Talente. Weil jeder sein Talent mit einbringt. Das, wofür er brennt, wo er Lust zu hat. Und wir bringen das schlussendlich in Strukturen und den Rahmen und versuchen das zu organisieren.“
dasgute.haus: Eine Idee, die auch die Jury beim hessischen Demografie-Preis überzeugt hat. Platz eins unter 80 eingereichten Projekten. Aus den Händen von Staatsminister Axel Wintermeyer erhalten die beiden Gründerinnen die Siegerurkunde.
Axel Wintermeyer, CDU, Chef der Hessischen Staatskanzlei
„Es ist Heimat, die dort geboten wird. Und das war auch der entscheidende Punkt, warum sich die Jury dafür ausgesprochen hat. Das wichtigste bei den Projekten ist, dass sie nachhaltig sind. Das heißt, dass sie längerfristig dauern. Innovativ – das ist es in jedem Falle. Und vor allem auch nachahmenswert.“
Agnes Model, Gewinnerinnen Hessischer Demografie-Preis 2022
„Wir haben nicht wirklich damit gerechnet. Natürlich, man hofft bei so einer Preisverleihung. Aber das ist eine Wahnsinns-Auszeichnung.“
Stefanie Krause, Gewinnerinnen Hessischer Demografie-Preis 2022
„Wir sind ja – wir haben während der Pandemie gegründet. Wir haben gerade erst dieses Jahr eröffnet. Wir sind ganz neu am Markt und haben so viel schon gemacht. Und dann so eine Auszeichnung direkt zu bekommen – das ist grandios. Toll!“
Neben Ruhm und Ehre bringt der hessische Demografie-Preis dem Sieger-Projekt auch ein Preisgeld in Höhe von 8.000 Euro. Davon will dasgute.haus nicht nur Bastelmaterial, Spielzeug und Bücher kaufen, sondern vor allem das Angebot ausbauen: Schon bald soll es etwa auch noch einen Robotik-Workshop und einen abendlichen Back-Club geben.