Hessens Einzelhandel bangt um Weihnachtsgeschäft

Nach den vergangenen beiden Jahren mit starken Corona-Beeinträchtigungen, hat auch 2022 seine Krisen für den Einzelhandel mit sich gebracht. Die Inflation, die steigenden Energiepreise und der Fachkräftemangel treiben den hessischen Händlern die Sorgenfalten auf die Stirn.

Volker Gießner betreibt auf dem Frankfurter Römerberg das Teddyparadies. Seine Bären sind international gefragt. Sogar Queen Elisabeth besaß einen Teddy aus dem kleinen Lädchen. Doch die aktuelle Krise macht auch vor traditionsreichen Unternehmen kein Halt.
Volker Gießner, Inhaber Teddyparadies Frankfurt
„Wir machen uns große, große Sorgen. Es wird selektiver gekauft. Ich höre oft den Satz: ‚Liebes Kind du hast schon so viele Kuscheltiere, spiel doch lieber mit denen, wir kaufen jetzt nichts Neues‘. Das ist auch nachvollziehbar. Das kann ich verstehen. Vor allem wenn man dann die Etiketten umdreht und feststellt, dass die Artikel deutlich teurer geworden sind.“
Der hessische Handelsverband blickt heute auf das bisherige Jahr zurück und wirft einen Blick auf das anstehende Weihnachtsgeschäft. Die Bilanz fällt verhalten aus. Zwar rechnet der Verband in diesem Jahr mit einem höheren Gesamtumsatz von rund 55 Milliarden Euro, doch wegen der hohen Inflation gibt es kein reales Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Das gilt auch für das Weihnachtsgeschäft.
Jochen Ruths, Präsident Handelsverband Hessen e.V.
„Natürlich haben wir schwierige Voraussetzungen. Natürlich sind manche Geldbeutel enger. Aber den Leuten trotzdem klarzumachen: Du kannst was schenken. Und ob ich nachher jetzt im Handel auf den einzelnen runtergebrochen fünf Prozent Plus oder fünf Prozent Minus mache, das kann momentan keiner sagen. Aber die Chancen sind nach wie vor da.“
Der Handelsverband rechnet mit einem Umsatzplus von 5,4% im Vergleich zum Vorjahr. Nach zwei Corona-Jahren ohne echtem Weihnachtsgeschäft, erreichen Teile der Branche aber noch nicht das Vorkrisenniveau. Vor allem die steigenden Energiepreise machen dem Einzelhandel zu schaffen. 35% der Händler sehen sich in ihrer Existenz bedroht.
Jochen Ruths, Präsident Handelsverband Hessen e.V.
„Der Ertrag, von dem der Händler momentan lebt, wird bei einigen Fällen nicht mehr da sein. Allein auf Grund der verdoppelten oder verdreifachten Energiekosten.“
Auch Volker Gießner muss künftig für Strom und Gas erheblich mehr zahlen. Dazu kommt, dass die Kunden aktuell weniger kaufen. Im letzten Monat musste das Teddyparadies einen Umsatz von Minus 35% gegenüber 2019 verkraften. Umso wichtiger ist ihm, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr gut läuft.
Volker Gießner, Inhaber Teddyparadies Frankfurt
„Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Hoffnung, dass sich das noch ein bisschen bessert oder beziehungsweise von 35% Minus auf vielleicht 15% Minus reduziert. Anfangs des Weihnachtsmarktes ist es immer so, dass es etwas ruhiger ist hier bei uns. Und wie immer kurz vor Weihnachten merken alle: ‚Huch, es ist ja Weihnachten, jetzt brauchen wir doch noch schnell ein Geschenk‘. Und wir sind auf jeden Fall gerüstet.“
Trotzdem macht sich Volker Gießner nach Corona und den aktuellen Folgen des Ukraine Krieges, Sorgen um die Existenz seines Geschäftes.
Volker Gießner, Inhaber Teddyparadies Frankfurt
„Die Preise drehen sich nach oben. Die Kaufkraft nimmt ab durch die Inflation und wer soll dann bitte die Produkte noch kaufen? Wenn sich da nicht gravierend was ändert, sehe ich für den Einzelhandel keine gute Prognose für das nächste Jahr.“
Erst gestern hat ein Fraktionsbündnis des hessischen Landtages Hilfen von insgesamt 30 Millionen Euro an kleinere Unternehmen angekündigt. Das Geld wird im Teddyparadies dringend gebraucht.