Hessen Champions gekürt

Hessen – das ist ein Land voller starker Unternehmen, die tolle Ideen haben und wichtige Jobs schaffen. Mit den „Hessen Champions“ werden heute in Wiesbaden auf dem Hessischen Unternehmertag die Besten von Ihnen gekürt. In der Kategorie „Jobmotor“ dieses Jahr ganz vorne mit dabei: eine Firma aus Niestetal. Wir haben nachgeschaut, was die so Besonders macht.

Florian Kraß, Dualer Student: „Ich würd‘s tatsächlich als sehr einzigartig und toll beschreiben, wir haben ein familiäres herzliches Betriebsklima. Ein super Umgang miteinander, respektvoll offen und geben und auch gegenseitig eine gewisse Wertschätzung.
Eigentlich wollte sich Florian Kraß nur als Aushilfe ein bisschen Geld für ein Auslandsjahr dazuverdienen, doch nun sieht er hier im Betrieb seine Zukunft.
Die Firma Energiesysteme Groß in Niestetal plant und baut Solaranlagen – für Einfamilienhäuser wie für große Industrieflächen. Vor 6 Jahren gings mit 14 Mitarbeitern los, heute arbeiten hier 81 Fachkräfte. Was treibt den Jobmotor an?
Florian Kraß, Dualer Student: „Wir bekommen alle zwei Wochen Obstkörbe, wir bekommen nach drei Jahren ein E-Bike, wenn wir möchten, als Firmenleasing. Ganz was Einzigartiges ist dieser sechswöchige Urlaub, den wir bekommen, nach fünf Jahren der Betriebszugehörigkeit. Davon drei Wochen eigener Urlaub und drei Wochen gibt’s in diesem Jahr geschenkt, dass man sechs Wochen Urlaub am Stück hat. Ich glaub sowas hat kein Arbeitgeber und ja, unser Chef gibt uns einfach unheimlich viel zurück.
Firmenchef Björn Groß hat letztes Jahr 20 neue Mitarbeiter eingestellt. Und er sucht weitere, beispielsweise Elektriker. 130tausend solcher Module wird die Firma dieses Jahr aufbauen und damit fast 16tausend Haushalte mit Sonnenstrom versorgen.
Björn Groß, Geschäftsführer Energiesysteme Groß: „Wir haben in den letzten Jahren ganz viel am Unternehmensprofil geschärft und haben uns einfach als guter Arbeitgeber platziert. Wir stehen ja in Konkurrenz zur Industrie in Nordhessen und da wollen wir als Mittelstand einfach ein paar besondere Benefits bieten, plus ein tolles  Betriebsklima und das macht es möglich, dass wir einfach gute Leute ins Team dazubekommen, die innerhalb kürzester Zeit auch bei 100% sind und nur deshalb sind wir so leistungsstark.“
Diese Leistung lobt heute beim Unternehmertag in Wiesbaden auch der hessische Ministerpräsident Boris Rhein.
Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident Hessen:
„Die Unternehmen zeichnet aus dass sie stark sind, dass sie innovativ sind, dass sie insbesondere sehr kompetitiv sind und das macht uns als Land natürlich stolz die Heimat solcher Unternehmen zu sein.“
Die Firma Energiesysteme Groß holt heute den Titel. Sie wird als Hessen Champion in der Kategorie Jobmotor ausgezeichnet. Der Firmenchef will 2025 100 Mitarbeiter haben. Das sei aber die Grenze. Denn er wolle den Namen von jedem Mitarbeiter kennen und die Energiewende gemeinsam voranbringen. Die aktuelle Krise treibe die Branche an.
Björn Groß, Geschäftsführer Energiesysteme Groß: „Das ist die zweite Krise von der wir massiv profitieren. Wir haben von Corona schon profitiert und die Energiekrise ist natürlich voll unser Thema. Die ganze Welt möchte sich mit PV unabhängig machen von steigenden Energiepreisen und da kämpfen wir gerade mit extrem gestiegener Nachfrage und versuchen möglichst vielen Leuten weiterzuhelfen auf dem Weg zur persönlichen Energiewende und da kämpfen wir für.“
Und für diesen Kampf braucht die Firma weiterhin gute Mitarbeiter. Denn nur so läuft er rund. Der Jobmotor in Hessens energiereichem Mittelstand.
Schaltgespräch:
Moderator Markus Appelmann: Ja, Energie ist das große Thema dieser Tage. Und darüber spreche ich jetzt mit dem Präsidenten der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände – er spricht für 1,5 Millionen Beschäftigte – Wolf Matthias Mang, schönen guten Abend.
Mang: Ja. Guten Abend, herzlich willkommen!
Moderator: Herr Mang, die Bundesregierung will morgen ihren Gesetzentwurf zur Soforthilfe in Höhe von 200 Milliarden Euro beschließen. Damit sollen die Folgen der hohen Energiepreise für Verbraucher und Unternehmer abgefedert werden. Ist das Problem damit für Sie gelöst?
Mang: Also zunächst kommt es natürlich dann darauf an, wie es dann tatsächlich ausgestaltet wird. Also grundsätzlich glaube ich, dass die Expertenkommission eine gute, wertvolle und richtige Arbeit gemacht hat. Wir haben eine schnelle, eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung gefunden und insbesondere auch der Aspekt, dass Energiesparen weiterhin wichtig ist, ist darin voll enthalten. Jetzt kommt es aber darauf an, was die Bundesregierung daraus für Gesetze macht. Und da ist meine Befürchtung, dass es ein Bürokratiemonster wird. Und das wäre dann nicht im Sinne der Sache, sondern es muss schnell, wirksam und einfach bleiben, so wie es gedacht ist.
Moderator: Die andere große Frage ist die der Versorgungssicherheit. Sind ihre Sorgen vor einem Blackout in Deutschland in der vergangenen Woche gesunken oder gestiegen?
Mang: Sie sind unverändert groß. Auch bei allem Respekt vor der Richtlinienkompetenz unseres Kanzlers glaube ich nicht, dass man mit einem politischen Beschluss, mit einer politischen Entscheidung das Ende einer Strommenge kalendarisch bestimmen kann. Ich glaube auch, was die Laufzeit der Atomkraftwerke angeht, ist da noch nicht das letzte Wort gesprochen. Wir brauchen die Energiesicherheit in dem Fall auch ganz stark beim Strom. Natürlich in dem Winter 2022/23, aber auch im Winter 23/24. Und deshalb gilt es jetzt auch, die Kraftwerks Laufzeiten nicht im April zu beenden, sondern darüber zu sprechen, dass wir sie bis 2024 am Netz lassen, bis wir eben eine sichere Stromversorgung in Deutschland haben.
Moderator: Aber der Weiterbetrieb ist ja schon ein Kompromiss. Sind Sie nicht wenigstens froh, dass die Bundesregierung die drei noch verbliebenen Atomkraftwerke bis April noch am Netz lässt?
Mang: Nein, das sind wir natürlich nicht, weil wir glauben, dass das nicht ausreichen wird, um die notwendige Stromversorgung für unser Land, für die Menschen in unserem Land sicherzustellen. Wir haben die zwei Monate Januar Februar, die sogenannten Dunkelmonate vor uns und da könnte es doch, da könnte es sehr sehr eng werden, was die Stromversorgung angeht. Und dann darüber hinaus werden wir auch in dem nächsten Winter eine sichere und verlässliche Grundversorgung an Strom benötigen. Und deshalb fordern wir bei der VhU nicht nur, dass die drei jetzt verlängerten Kraftwerke bis 2024 am Netz bleiben, sondern darüber hinaus die bereits zuletzt abgeschalteten drei AKWs noch länger wieder ans Netz genommen werden können. Und das dient auch dazu, dass wir entsprechende Brennstäbe bestellen können und damit eine Energiesicherheit. im kommenden Jahr und im darauffolgenden Jahr haben.
Moderator: Wege hoher Energiekosten und schwieriger Rahmenbedingungen mache selbst Großunternehmen wie BASF in Deutschland Verluste. Befürchten Sie, dass hessische Unternehmen, die darunter genauso leiden, irgendwann ins Ausland abwandern?
Mang: Ja, leider die Strom- und Energiekosten sind zum Beispiel in den USA bei 1/8 der Energiekosten, die wir im Moment in Deutschland haben. Und natürlich gibt es auch noch den Wettbewerb an Steuern und Abgaben, die zusätzlich Unternehmer dazu bewegen könnten, die nächste Standortentscheidung eben nicht mehr in unserem Land hier in Hessen zu treffen, sondern eben in den USA.
Moderator: Danke an der Präsidenten der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, der heute die Hessen-Champions gekürt hat.
Mang: Gerne.