Heizung aus Kuhfladen

Wegen des Klimawandels müssen fossile Brennstoffe früher oder später vom Energiemarkt verschwinden, sagen Experten. Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Dank kluger Köpfe gibt es mittlerweile viele Wege, Energie auch umweltfreundlich zu gewinnen. Ein junger Landwirt aus dem hessischen Bimbach hatte dazu eine einfache, aber geniale Idee: eine Heizung, die von Kuhfladen betrieben wird.

Erst muss was rein, damit später wieder was raus kommt. Das Ergebnis: Schön warm, rund 37 Grad. Lukas Stock nutzt diese Wärme, um die angrenzenden Räume zu heizen. Der Landwirt aus Bimbach und seine Familie haben einen Rindfleischbetrieb. Aktuell sind es 60 Kühe und ebenso viele Kälber. Als die Stocks ihren neuen Stall gebaut haben, ließ Lukas Wasserrohre in den Betonboden verlegen. Das Prinzip Kuhfladenheizung war geboren.
Lukas Stock, Erfinder der „Kuhfladenheizung“
„Die Kühe liegen ja da drin, morgens und abends wird’s eingestreut, dann scheißen sie auch mal rein und ihre Hinterlassenschaft ist ja auch warm. Und dann fängt der Mist an und gärt und bei der Gärung entsteht die Wärme und die Wärme heizt den Beton auf und da sind ja unsere Leitungen drin mit Wasser und das Wasser erwärmt sich durch die Hitze von dem Mist.“
Die Rohre laufen unter dem gesamten Stallboden entlang bis in den Betriebsraum und die Küche. Hier gibt das Wasser die Wärme als Fußbodenheizung wieder ab.
Lukas Stock, Erfinder der „Kuhfladenheizung“
„Durch den warmen Mist werden draußen in den Rohren das Wasser erwärmt und dann pumpt die Pumpe, was hier im Technikraum ist, pumpt das warme Wasser hierher und erwärmt hier den Technikraum. Momentan haben wir um die 20 Grad, das könnte aber auch noch höher bis auf 25 Grad hochgehen.“
Die Idee ist Lukas beim Ausmisten im alten Stall gekommen. Ihm ist aufgefallen, dass der Betonboden auch eine halbe Stunde danach noch gedampft hat. Diese Wärme könnte man doch nutzen, dachte er sich. Für den neuen Stall wurde sowieso noch eine Heizungsanlage gebraucht – also hat er seinem Vater von der Idee erzählt. Obwohl es keinerlei Gelinggarantie gab, hat Martin Stock zugestimmt.
Martin Stock, Landwirt
„Da hab ich gesagt: ‚Komm, die Idee ist ja gut, wir probieren das mal aus‘ und dann haben wir das wirklich so in die Realität umgesetzt. Wie viel Wärme da jetzt raus kommen könnte, das konnte uns keiner sagen, das war das Experiment. Wenn es in die Hose gegangen wäre, war’s halt rum, war das Geld, wie der Lukas immer so schön sagt einbetoniert. Für die Ewigkeit.“
4.000 Euro wären dann einbetoniert gewesen, aber der Plan ging auf. Rund 1.000 Euro Heizkosten sparen die Stocks jetzt jährlich. Mit mehr Leitungen und einer Dämmung im Boden hätte sich bestimmt noch mehr Wärme herausholen lassen, denken die beiden. Fürs Erste kann Familie Stock aber sagen: Experiment geglückt. Die Kühe interessiert das übrigens wenig. Auf Lukas‘ Erfindergeist, nun ja, scheißen sie drauf.