Hausärztemangel in Worms

Der Landarztmangel – über dieses Thema haben wir schon oft hier berichtet. Doch mittlerweile fehlen die Ärzte auch schon in Städten. Beispiel: Worms. Dort haben jetzt schon Tausende Patienten keinen festen Hausarzt mehr. Ein Problem, das immer größer wird, denn in den kommenden Jahren werden noch weitere Mediziner in den Ruhestand gehen.

Eine Behandlung beim Hausarzt sollte für jeden selbstverständlich sein. In Worms ist das für viele Menschen aber nicht der Fall, denn hier fehlen Hausärzte. Mehr als zehn Stellen sind aktuell unbesetzt.
Birgit Sattler, Wormser Gesundheitsnetz
„Die hausärztliche Versorgung in Worms sehen wir als kritisch an. Wir haben zurzeit rund 10.000 Patienten, die auf der Suche nach einem Hausarzt sind. Es haben mehrere Praxen in den letzten Monaten und wenigen Jahren geschlossen. Da sind immernoch Patienten dabei, die zum Teil bis heute keinen Hausarzt gefunden haben.“
Diese Patienten kommen dann zum Beispiel zur Gemeinschaftspraxis von Klaus Uderstadt. Doch auch er kann aktuell keine neuen Patienten mehr aufnehmen.
Klaus Uderstadt, Arzt für Allgemeinmedizin
„Momentan müssen wir den Leuten sagen: Es ist wie es ist. Es ist ein Problem. Akute Erkrankungen gerne, aber eine Dauerbehandlung können wir dann nicht auch noch durchführen.“
Klaus Uderstadt arbeitet seit 25 Jahren in der Wormser Gemeinschaftspraxis. In zwei Jahren möchte auch er in den Ruhestand gehen. Um einen Nachfolger muss er sich aber keine Sorgen machen. Seine Patienten werden von den anderen Medizinern in der Praxis übernommen. Hausärzte mit einer eigenen Praxis haben diese Möglichkeit nicht. Mit jedem Arzt, der in den Ruhestand geht, stehen etwa 1.000 Patienten plötzlich ohne Behandlung da.
Klaus Uderstadt, Arzt für Allgemeinmedizin
„Es ist so, dass hier Kollegen weitergearbeitet haben, vor allem in Einzelpraxen, die schon längst eigentlich nicht mehr konnten und selbst krank waren, aber ihre Patienten halt nicht im Stich lassen wollten, die auch jahrelang nach Nachfolgern gesucht haben.“
Doch Einzelpraxen zu übernehmen, ist für junge Ärzte unattraktiv. Lange Arbeitszeiten lassen nur wenig Zeit für die Familie. Isabell Hennze arbeitet in derselben Praxis wie Klaus Uderstadt. Auch für sie wäre eine Einzelpraxis unvorstellbar.
Isabell Hennze, Ärztin für Allgemeinmedizin
„Ich glaube, viele scheuen auch die Bürokratie und die Selbstständigkeit. Weil wenn man angestellt ist und man ist krank, dann ist man krank und hat weiter laufenden Verdienst. Auch gerade wenn man Familie hat, ist das ja auch wichtig.“
Nach dem Studium fühlen sich viele junge Ärzte nicht gut genug vorbereitet, um eine Praxis zu führen. Denn Praxis-Management lernt man im Medizinstudium nicht. Genossenschaften wie das Wormser Gesundheitsnetz WoGe versuchen den Beruf des Hausarztes attraktiver zu machen, indem sie Ärzte beraten und miteinander vernetzen.
Birgit Sattler, Wormser Gesundheitsnetz
„Wir als WoGe bieten den Ärzten jede Unterstützung an, die sie gerne haben möchten. Wir informieren, wir begleiten, wir beraten. Begleiten auch im Alltag bis hin zu, dass wir eigene Räumlichkeiten haben, in denen wir auch Ärzte aufnehmen.“
Die WoGe rechnet damit, dass sich die Zahl der fehlenden Ärzte in Worms in den kommenden Jahren verdoppeln wird. Die kassenärztliche Vereinigung geht davon aus, dass in Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2025 bis zu 1.400 neue Ärzte eingestellt werden müssen. In Hessen sind es bis 2027 rund 1.200 Ärzte. Der Hausärztemangel wird zu einem immer größeren Problem. Auf schnelle Lösungen der Politik wartet man bislang vergeblich.