Hahn-Pleite sorgt für Unruhe im Hunsrück

Der Betreiber des Flughafens Frankfurt-Hahn ist insolvent. Damit steht die Zukunft des größten Flughafens in Rheinland-Pfalz mal wieder auf der Kippe. In der Politik gibt es eine hitzige Diskussion darüber, wie es so weit kommen konnte. Und im Hunsrück bangen nicht nur rund 250 Mitarbeiter um ihren Job – sondern auch die umliegenden Gemeinden um die Fluggäste, die für diese Region enorm wichtig sind.

Das Auf und Ab um den Flughafen Frankfurt-Hahn sind die Menschen in der Region seit Jahren gewohnt. Auch Harald Rosenbaum. Doch dass der Regionalflughafen jetzt Insolvenz anmeldet, hatte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchberg nicht erwartet. Für die Region wäre das Aus ein schwerer Schlag.
Harald Rosenbaum, CDU, Bürgermeister Verbandsgemeinde Kirchberg
„Für die Region ist der Flughafen nach wie vor der größte Arbeitgeber in der Summe. Und wenn das in Gefahr gerät, dann werden wir das wirtschaftlich auf Jahre hin merken.“
Tausende Arbeitsplätze sieht Rosenberg in Gefahr. Denn auch viele Betriebe in der Verbandsgemeinde seien auf die Fluggäste angewiesen, wie der von Walter Hitthaler. Seit 48 Jahren betreibt er ein Hotel in Lautzenhausen. Weil es weniger als einen Kilometer vom Flughafen entfernt liegt, geht hier vor allem das Flughafenpersonal ein und aus. Doch trotz Insolvenzantrag will der Hotelier die Hoffnung noch nicht aufgeben.
Walter Hitthaler, Airport-Hotel Fortuna
„Nee, ich habe keine Bange. Und unsere Mitarbeiter müssen auch keine Bange haben. Wir werden weitermachen. Es wird mir schon irgendwas einfallen, wie das weitergeht. Ja, vielleicht bin ich da auch zu optimistisch. Aber nein, Optimismus hilft mir.“
Für die Flughafenmitarbeiter geht der Betrieb vorerst weiter. Die Gehälter werden weitergezahlt. Sie sind durch das Insolvenzrecht gesichert.
Zitat Insolvenzverwalter Dr. Jan Markus Plathner
„Die Belegschaft wird kurzfristig informiert. Der nächste Schritt wird sein, die Löhne und Gehälter der Beschäftigten zunächst über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung kurzfristig auszuzahlen.“
Das läuft erst einmal für drei Monate. Wie es für die Mitarbeiter danach weitergeht, weiß aber niemand. Für die Gewerkschaft steht die Rettung der Arbeitsplätze an erster Stelle.
Markus Bärschneider, ver.di Rheinland-Pfalz:
„Ich sage mal so: Wir werden alles tun auf gewerkschaftlicher Seite, um die Arbeitsplätze dort zu erhalten. Eine Garantie gibt es aber nie in einer solchen Sache. Am Ende des Tages steht und fällt das mit einem Investor. Das muss man so ganz klar sagen.“
Bis 2017 gehörte der schon immer defizitäre Flughafen Frankfurt-Hahn mehrheitlich dem Land Rheinland-Pfalz. Dann verkaufte es seine Anteile für 15 Millionen Euro an den chinesischen Mischkonzern HNA. Ein Deal, mit dem die Landesregierung bereits die Weichen für die Pleite gestellt habe, meint die CDU Rheinland-Pfalz.
Martin Brandl, CDU, Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Als Opposition haben wir damals dem Verkauf des Flughafens nicht zugestimmt, weil eben massive Risiken schon damals bekannt waren. Das Parlament hatte Einblick in die Vertragsunterlagen und wir haben als CDU auch als eklatante Mängel hingewiesen. Wir haben auf diese Risiken hingewiesen.“
Kritik an der Landesregierung kommt auch von der AfD und den Freien Wählern. Anfang Oktober hätte das zuständige Innenministerium noch versichert, dass der Flugbetrieb nicht gefährdet sei, obwohl kurz zuvor die HNA-Führungsspitze festgenommen worden war.
Für ein Interview standen heute weder die rheinland-pfälzische Staatskanzlei, noch das Wirtschafts- oder das Innenministerium zur Verfügung. Letzteres verweist aber darauf, dass die Insolvenz des Flughafens spätestens bei der nächsten Innenausschusssitzung am 2. Dezember Thema sein werde.
Im Gegensatz zum Land Rheinland-Pfalz hat Hessen immer noch Anteile am Flughafen. Die hätte man allerdings auch besser verkauft, findet die hessische FDP. Das hatten die Liberalen bereits 2014 gefordert.
Marion Schardt-Sauer, FDP, Abgeordnete Landtag Hessen
„Was soll das Land Hessen mit 17,5 Prozent Beteiligung an einem Regionalflughafen in Rheinland-Pfalz? Also, Steuergelder kann man auch besser einsetzen. Leider wurde der Verkaufsantrag abgelehnt. Und aus unserer Auffassung hätte man das tun sollen, diese Anteile verkaufen.“
Anders sehen das die hessischen Linken. Das Land dürfe sich nicht aus der Verantwortung ziehen.
Jan Schalauske, Die Linke), Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen
„Die Menschen bangen jetzt um ihre Perspektive. Und deswegen ist das Land Hessen gefordert als Minderheitenanteilseigner am Flughafen auch Verantwortung für die Beschäftigten zu übernehmen und sich für einen Sozialplan im Sinne der Beschäftigten einzusetzen.“
Für Frachtkunden und Fluggäste ändert sich zunächst einmal nichts.
Gilbert Spaniol-Röhl
„Wir fliegen eigentlich relativ oft vom Hahn aus, gerade die Ziele, wo Ryanair anbietet für in die Urlaubsregionen. Und leider, wenn’s wegfällt, ist für uns wieder umdenken. Saarbrücken, Luxemburg fliegt nicht überall hin und ja, ist sehr schade.“
Nora Brumm
„Wir sind heute das erste Mal am Hahn und ist erstaunlich, wie weit der weg ist von allem Drum und Dran. Deswegen, so … tangiert mich jetzt nicht so sehr.“
Sophie Balinado
„Der Flughafen hier, der ist immer gut zu erreichen. Der ist nicht so ein großer Flughafen wie jetzt in Frankfurt. Man kann sich hier sehr gut zurechtfinden. Und für so kleine Reiseorte ist es schon schön, von hier zu fliegen, weil es auch so unkompliziert ist.“
Heute herrscht hier am Flughafen-Hahn noch reger Betrieb. Wie lange hier aber noch Flugzeuge starten und landen, ist mehr als ungewiss.