Grüne kritisieren Aus für Wald-Öko-Siegel

Das FSC-Siegel ist weltweit bekannt. Ein Waldgütesiegel das sicherstellen soll, dass Produkte, die wir täglich verwenden, aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammen. Damit das Siegel vergeben wird sind bestimmte ökologische und soziale Standards gefordert. Das Land Hessen steigt nun aus dieser FSC-Zertifizierung aus – die Grünen befürchten verheerende Auswirkungen für den Klimaschutz.

 

Hessen ist eines der waldreichsten Bundesländer. 42 Prozent der Landesfläche besteht aus Wald. Der größte Waldbesitzer ist dabei das Land, ihm gehört rund 40 Prozent der gesamten Waldfläche – also über 340.000 Hektar. Diese Staatswälder sind bislang FSC zertifiziert, haben also eine Art Öko-TÜV-Plakette. Die wird nur vergeben, wenn bestimmte Standards bei Umwelt- und Klimaschutz eingehalten werden. Doch die hessische Landesregierung hat die FSC-Zertifizierung nun abgeschafft um den Förstern mehr Freiheiten zu geben.
Ingmar Jung, CDU, Forstminister Hessen: „Wir haben große Kalamitätsflächen, die wiederbewaldet werden müssen. Da empfehlen uns Wissenschaftler klimafest Mischbewaldung zu machen, unter Beimischung von Baumarten wie zum Beispiel Douglasie und Roteiche. Das lässt FSC nur in einem ganz kleinen Teil zu. Und das behindert dann die Praxis ein Stück weit vor Ort auch das umzusetzen, was Wissenschaftler vor dem Hintergrund der Klimastabilität empfehlen.“
Ohne das Ökosiegel können außerdem mehr schwere Maschinen zur Waldbewirtschaftung eingesetzt werden, was den Waldboden verdichtet. Außerdem dürfen Pflanzenschutzmittel ausgebracht und generell mehr Holz geschlagen werden.
Ein schwarzer Tag für den hessischen Wald sei das, meinen die hessischen Grünen.
Mathias Wagner, B90/Grüne, Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen: „Ja, die CDU vor allem und leider auch die SPD will die ökonomische Bedeutung des Waldes wieder stärken. Sie will mehr einschlagen in den Wald. Und wir Grüne sagen, dass ist die falsche Entscheidung. Der Wald ist wichtig als Erlebnisraum, als Naturraum, für die Menschen. Er ist aber nicht ein Sägewerk für die Landesregierung.“
Genauso empört reagieren die Naturschutzverbände. So sprich der BUND von einem Rückschritt in die Vergangenheit ohne Not. Der hessische Wald werde von mehr ausländischen Baumarten nicht profitieren – im Gegenteil.
Jörg Nitsch, Landesvorsitzender BUND Hessen: „Es würde der Lebensraum für unvorstellbar viele, für tausende von Arten verloren gehen, die an unsere einheimischen Baumarten angepasst sind. Die sich nicht einfach auf eine andere Baumart umorientieren können. Die würden aussterben.“
Grüne und Naturschutzverbände befürchten, dass die neue Landesregierung eine Kehrtwende in Sachen Klimaschutz vollzieht. Der Minister sieht das anders.
Ingmar Jung, CDU, Forstminister Hessen: „An der Stelle geht es doch auch nur um den richtigen Weg. Wir glauben, dass wir klimafestere Wiederbewaldung unter anderen Bedingungen oder auch ohne die Zertifizierung sogar eher besser hinbekommen. Deswegen geht’s nicht um ne Kehrtwende sondern es geht um den richtigen Weg zum Klimaschutz und das probieren wir jetzt aus.“
Bis zum Ende der Legislaturperiode in 4 Jahren wird es kein FSC-Siegel für den Hessischen Staatswald mehr geben. Dann will die Landesregierung die Lage neu bewerten.