Größter Börsengang seit Jahrzehnten

Seit heute früh werden an der Frankfurter Börse die Aktien der Porsche AG gehandelt – es war der größte Börsengang seit Jahrzehnten. Seit 2009 gehört der Stuttgarter Sportwagenhersteller zum Volkswagenkonzern. Dieser hat jetzt Porsche-Aktien im Wert von 9,4 Milliarden Euro verkauft, um mehr Geld für Zukunftsinvestitionen zu haben.

Die Freude über den gelungenen Börsengang ist den Vorstandsmitgliedern der Porsche AG deutlich anzusehen: Fast schon euphorisch lassen Oliver Blume und Lutz Meschke die Börsenglocke läuten. Das Interesse an dem Ereignis: gewaltig.
Oliver Blume, CEO Volkswagen und Porsche
„Ein Traum wird wahr. So ist Porsche einst entstanden. Träume zu erfüllen, ist seit jeher unser Antrieb. Heute geht für uns selbst einer der größten Träume in Erfüllung.“
Porsche gilt als der rentabelste Automobilhersteller der Welt. Mit keinem anderen Fahrzeug lässt sich mehr Geld verdienen als mit den begehrten Sportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen. Mit einem Börsenwert von rund 76,5 Milliarden Euro ist die Marke Porsche sogar wertvoller als Mercedes oder BMW. Wohl nicht zuletzt, weil das Luxussegment als ausgesprochen krisenresistent gilt.
Lutz Meschke, Finanzvorstand Porsche AG
„Wir haben bei Porsche immer wieder gezeigt, dass wir in schwierigen Zeiten erfolgreich sein können. Mit einer gesunden Kostenstruktur, effizienten Prozessen und einer attraktiven Kundenbasis.“
Gleich in den ersten Handelsminuten steigt der Kurs der neuen Porsche-Aktie von 82,50 Euro auf 84 Euro. Und das trotz eines schwachen Umfelds: Denn gleichzeitig bricht der Dax um fast zwei Prozent ein. Nicht nur deshalb sehen Kapitalmarktanalysten großes Potential in den Wertpapieren von Porsche.
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse Baader Bank
„Wir haben viele Emissionen mitgemacht, wo die ersten Preise abgesackt sind. Wir wissen nicht, wie die weitere Entwicklung ist, aber das ist sehr sehr ermutigend. Und ich denke mir, viele auch kleinere Anleger werden in ihrem Depot auch in den nächsten Wochen und Monaten Platz machen für Porsche. Weil da hat man Substanz.“
Dabei darf die Porsche AG nicht mit der Porsche SE verwechselt werden.
Die Porsche Automobil Holding SE ist eine Beteiligungsgesellschaft der Familien Porsche und Piech. Sie hat die Aktienmehrheit an der Volkswagen AG. Dieser Automobilhersteller hat mehrere Tochtergesellschaften. Darunter die Porsche AG, die heute Aktien an die Börse gebracht hat.
Kritik gibt es vor allem daran, dass die Familien Porsche und Piech auch als Hauptaktionäre der Porsche AG immer weiter an Einfluss gewinnen. Marktexperten halten das jedoch für kein Problem.
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse Baader Bank
„Die Porsche-Familie – die haben Ahnung vom Geschäft. Die haben Benzin im Blut. Die wissen was mit Autowirtschaft anzufangen. Warum soll das denn immer nur negativ sein? Wir Deutsche als Nörgelbrüder und Nörgelschwestern sollten endlich mal begreifen, dass es wichtig ist, dass eine Wirtschaft läuft. Und wenn Sachverstand da ist, dann ist das gesund.“
Den Großteil des durch den Börsengang erzielten Kapitals will der Volkswagen-Konzern in den Ausbau der E-Mobilität bei VW und Porsche stecken. Bis 2030 sollen 80 Prozent aller Fahrzeuge der beiden Marken über einen Elektro-Antrieb verfügen. Ein ambitioniertes Ziel. An Selbstbewusstsein scheint es beim Konzern-Zugpferd Porsche aber nicht zu mangeln.